Kehrtwende um 180 Grad: Was Trump zu seiner Zollbremse bewegt hat

Politik

Herablassende Sprüche, wilde Gerüchte bis dreiste Lügen, keine Spur von Reue nach Fehlentscheidungen – so kennt die Welt US-Präsident Donald Trump.

Umso überraschender kam sein Zollschwenk zu einem 90-tägigen Moratorium am Mittwochabend. Ein Kursfeuerwerk an den Börsen war die unmittelbare Folge. Ein paar Insider dürften prächtig verdient haben.

Noch am Montag, anlässlich des Besuchs von Israels Premier Benjamin Netanjahu im Weißen Haus, wischte Trump das neu aufgekommene Gerücht über ein Aussetzen der Zölle vom Tisch: „Das kommt für uns nicht in Frage.“ Um genau das zwei Tage später zu verordnen.

Was hat den US-Präsidenten zu seiner plötzlichen Kehrtwende bewogen? Die aufgekommene parteiinterne Kritik, der Blick auf die fallenden Kurse an der Wall Street? Wütende Anrufe seiner Förderer? Die Angst vor sinkenden Beliebtheitswerten? Oder doch ein wenig eigene Nervosität?

„Leute“ ein „bisschen ängstlich“

Trump selbst sagte zur Begründung für seinen überraschenden Schritt, „die Leute“ seien etwas unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden.

Kein Wunder. Die Riege aus „Leuten“ wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Marc Zuckerberg hat in den vergangenen Tagen zusammen mehr als 200 Milliarden Dollar an Vermögen verloren. Finanz- und USA-Expertin Monika Rosen sagt dazu: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tech-Milliardäre begonnen haben, Trump ihre persönlichen Verluste übel zu nehmen.“

Tesla-Boss Musk, ein Gegner des Zollkrieges mit dem Rest der Welt, hat seinen Unmut auch öffentlich gemacht. Trumps wichtigster Handelsberater und Zollarchitekt Peter Navarro sei ein „Trottel“, so „dumm wie ein Sack Ziegel“.

Aber nicht nur die Talfahrt der Aktienkurse von Tesla, Amazon & Co dürften den Republikaner nachdenklich gemacht haben, auch die angespannte Situation bei US-Staatsanleihen muss eine Rolle gespielt haben, sagen Auskenner. Denn da geht es um die Staatsfinanzen und um noch viel mehr Milliarden.

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China im Käuferstreik

Die letzte Auktion für diese „US-Treasuries“ vor Trumps Zollschwenk verlief relativ schlecht. Maßgebliche Investoren übten sich aufgrund der massiven Unsicherheit im aufkommenden Handelskrieg mit China in ungewohnter Zurückhaltung. Sofort schnellten die Zinsen, die die USA den größten Auslandsgläubigern wie China, Japan oder Großbritannien bieten müssen, damit sie die US-Staatsanleihen kaufen, in die Höhe. Rosen sagt: „Ein Zusammenhang liegt auf der Hand. Aber die Chinesen brauchen dazu gar keine US-Anleihen verkaufen. Es reicht schon, wenn sie keine neuen Anleihen kaufen, also in Käuferstreik treten.“ Seit Trumps Zollschwenk sinken die Zinsen („Renditen“) wieder.

36.000 Milliarden US-Dollar

Das ist hoch relevant. Denn bei einem Schuldenstand der USA von 36.000 Milliarden Dollar kostet jeder Zehntelprozentpunkt an höheren Zinsen bei der Refinanzierung des Schuldenbergs sofort ein paar Milliarden. Das musste auch Trump beunruhigen, lautet die These.

Finanzmarktexperte Peter Brezinschek sieht das so. Und sagt: „Die Finanzierung der US-Wirtschaft und vor allem auch des US-Pensionssystems sind massiv von der Entwicklung auf dem Kapitalmarkt abhängig. Dazu sind die Inflationserwartungen für 2025 auf fünf Prozent gestiegen. Wenn Trump den Amerikanern erklären müsste, dass ihre Ersparnisse und Pensionen dahin schmelzen, hätte er bald Umfragewerte wie Joe Biden.“

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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