
Kiew gibt Trumps Druck nach, stimmt einer 30-tägigen Waffenruhe zu, dafür schicken die USA wieder Waffen. Und Wladimir Putin? Der wartet ab – weil er sich das leisten kann.
Dass der Text dann doch so weitreichend sein würde, damit hatte am Dienstagabend keiner gerechnet. Nach neun Stunden Verhandlungen mit den USA sagte Kiew ja zu einer vorläufigen Waffenruhe, auch für Bodentruppen – und ohne Vorbedingungen. Sicherheitsgarantien, wie die Ukraine sie lautstark forderte, gibt es dabei nicht; nur die eingestellten Waffen und Geheimdienstinfos bekommen die Ukrainer wieder.
In Kiew hat Donald Trumps Daumenschrauben-Politik funktioniert. In Moskau wird das umso schwieriger: Die Druckmittel der USA sind etwas schwieriger einzusetzen. Wie wahrscheinlich ist damit ein Waffenstillstand wirklich? Der KURIER beantwortet die wichtigste Fragen.
Wie hat Russland auf den Vorstoß reagiert?
Aus dem Kreml hieß es voller Zurückhaltung, man sehe sich das nun mal an. Aus dem Außenministerium hieß es offiziell zunächst nur, dass man Gespräche mit den USA nicht ausschließe; angeblich ist Trumps Unterhändler Steve Witkoff – er hat zuletzt den Gaza-Geiseldeal ausverhandelt – bereits am Weg nach Moskau.
Nur: Der Kreml wird sich hüten, schnell ja zu einer Feuerpause zu sagen, schließlich nötigt ihn die Lage an der Front nicht dazu. Experten erwarten, dass Putin eine lange Liste an Forderungen auf den Tisch legt, von einem Sanktions-Aus bis hin zu einer internationalen Anerkennung der besetzten Gebiete als russisches Territorium. Putin wird das meiste aus dem Deal herausholen wollen, so der Tenor.
Wie ist die Lage an der Front?
Für die Ukraine seit Mittwoch noch prekärer als ohnehin schon. Die ukrainischen Streitkräfte zogen sich nach schweren Verlusten und einem breiten, russischen Vorstoß aus der Stadt Sudscha zurück. Bereits Mittwochfrüh erreichten erste Videos russischer Soldaten aus dem Zentrum der Stadt Sudscha, zehn Kilometer von der Grenze entfernt, das Netz. Damit ist das Ende der ukrainischen Kursk-Offensive de facto besiegelt. Mit dem kolportierten Rückzug konnten die ukrainischen Streitkräfte dennoch das Worst-Case-Szenario abwenden.
APA/apa
Ersten Berichten zufolge sollen die kampstärksten Verbände der ukrainischen Streitkräfte – wie etwa die 47. Mechanisierte Brigade, die seit Jahren an den kritischsten Frontpunkten im Dauereinsatz ist – bereits abgezogen sein.
Die Ukraine hatte die Kursk-Offensive im Sommer gestartet, um im besten Fall das Atomkraftwerk Kursk unter Kontrolle zu bringen und die Front im Donbass zu entlasten. Beide Ziele sind bereits wenige Wochen nach dem Beginn der Operation gescheitert. Die Hoffnung Kiews, die Stadt Sudscha und die zum erfolgreichsten Zeitpunkt 1.000 Quadratkilometer russischen Gebiets als Faustpfand in etwaigen Verhandlungen zu nutzen, hat sich mit Mittwoch endgültig in Luft aufgelöst. Russland hat auf dem Feld Tatsachen geschaffen.
Welche Druckmittel hat Trump, um Putin zu einer Feuerpause zu zwingen?
Ein Mittel wäre eine massive Aufrüstung der Ukraine – das wäre allerdings eine komplette Kehrtwende des bisherigen Trump-Kurses und ein letztes Drohmittel, wenn Putin gar nicht zu reden bereit ist. Finanziert werden könnte das etwa über die eingefrorenen russischen Milliarden.
Ein näherliegendes Druckmittel wären Sanktionen, das hat Trump selbst hat angekündigt. Zum einen könnten die USA bestehende Öl- und Gassanktionen lockern, quasi als Zuckerbrot; das käme dem Kreml sehr gelegen – die Gazprom hat ein Rekordminus eingefahren, und …read more
Source:: Kurier.at – Politik