Die ehemalige Kunstsektionsleiterin verstand sich nicht als Politikerin, sondern arbeitete Probleme ab
Andrea Mayer war, bevor sie im Mai 2020 von den Grünen als Kulturstaatssekretärin (und Nachfolgerin der glücklosen Ulrike Lunacek) nominiert wurde, Beamtin. Die ehemalige Kunstsektionsleiterin, 1962 in Amstetten geboren, ging die Aufgabe daher auch nicht als (Partei-)Politikerin, sondern sehr pragmatisch an.
Zunächst galt es, die Kunst- und Kulturszene möglichst unbeschadet durch die Pandemiejahre zu bringen. Die vielen Corona-Hilfen wirkten sich nachhaltig auf das Kulturbudget aus: Es stieg von 466 auf respektable 669 Millionen Euro.
Ein Schwerpunkt war die gerechte Bezahlung in der freien Szene („Fair Pay“). Umgesetzt wurden das Filmförderungsmodell ÖFI+, die gemeinsame Bundesmuseen Card, die steuerliche Begünstigung von Kulturspenden und das neue Denkmalschutzgesetz. Das Haus der Geschichte Österreich wird von der Neuen Burg ins Areal des Museumsquartiers übersiedeln (Ortner & Ortner gewannen kürzlich den Architekturwettbewerb). Vom Vorhaben, eine Holding für die Bundesmuseen (in Analogie zu jener für die Bundestheater) zu gründen, nahm Mayer Abstand. Sie entschied sich wohlweislich auch gegen ein Fotomuseum.
Bei ihren Personalentscheidungen hatte sie zumeist eine glückliche Hand. Die Volksoper nahm unter Lotte de Beer einen deutlichen Aufschwung. Zudem ließ sich Mayer nicht von Martin Kušej unter Druck setzen, der als Burgtheaterdirektor zu Florian Teichtmeister stand und in der Pandemie mit fehlender Präsenz enttäuschte (im Gegensatz etwa zu Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, dessen Vertrag sie verlängerte): Sie bestellte Stefan Bachmann, der seit 1. September die Burg leitet. Mayer versuchte, die jeweils am besten geeignete Person für eine Institution zu finden, ohne auf das Geschlecht zu achten: Jonathan Fine wird ab Jänner 2025 das KHM leiten und Ralph Gleis die Albertina. Lilli Hollein, seit dem Herbst 2021 Chefin des MAK, konnte die in sie gesetzten Erwartungen (noch) nicht erfüllen. Im Oktober 2025 wird Fatima Hellberg – eine kritisch beurteilte Bestellung – im Mumok auf Karola Kraus folgen, im September 2026 Marie Rötzer im Josefstädter Theater auf Herbert Föttinger.
Source:: Kurier.at – Politik