Machtkampf mit Trump: Wie Newsom zum neuen Hoffnungsträger der Demokraten wird

Politik
US-POLITICS-TRUMP

Es hätte nicht viel gefehlt, und die ungleichen Männer hätten sich Ende Jänner auf dem Rollfeld des Flughafens von Los Angeles im Politbüro-Stil geküsst. Gavin Newsom bedankte sich so ausgiebig und herzlich bei Donald Trump für dessen Visite kurz nach der verheerenden Feuersbrunst in Los Angeles, dass man sich die Augen rieb.

Hatte der Präsident den demokratischen Gouverneur Kaliforniens nicht über Tage übel beleidigt und mit Fake-Vorwürfen verantwortlich dafür gemacht, dass die Feuerwehr angeblich nicht genügend Wasser gehabt habe, um die Brände in Pacific Palisades zu löschen? Vergessen, verdrängt.

APA/AFP/MANDEL NGAN

Newsom empfing Trump Ende Jänner – nach den verheerenden Bränden in Los Angeles

Newsom, auf finanzielle Katastrophen-Hilfe aus Washington bitter angewiesen, schluckte seine tief sitzenden Ressentiments gegen den 78-Jährigen herunter und spielte Männer-Zweckfreundschaft vor. Das ist seit dieser Woche Geschichte. Die Verhältnisse sind wieder normal.

Seit der Republikaner ungebeten bis zu 4.000 Nationalgardisten und 700 Elite-Soldaten der Marines nach LA beorderte, füllt der 57-Jährige Berufspolitiker aus San Francisco eine Rolle aus, die bei den Demokraten völlig verwaist ist: die des lauten, trotzigen, furchtlosen Gegenspielers, der die autokratischen Allmachts-Allüren Trumps nicht hinnimmt.

Newsom verklagt den Präsidenten wegen des Militär-Einsatzes in Los Angeles und schwingt sich zum Wächter über die Balance zwischen Zentralregierung und Bundesstaaten auf; dabei hat er sämtliche demokratischen Gouverneurs-Kolleginnen und -Kollegen auf seiner Seite. Newsom bietet Trump die Stirn und bettelt geradezu um seine Verhaftung bei einem der nächsten Proteste gegen die Inhaftierung undokumentierter Einwanderer.

Geeigneter Widersacher

So viel Newsom wie jetzt war nie auf Amerikas TV-Kanälen. Und manche fragen sich, warum die tief verunsicherte Partei nicht aufhört, nach einem geeigneten Widersacher für die Wahl 2028 zu suchen – hat Gavin Newsom nicht alles, was es dazu braucht? Langsam, bitte.

  Amoklauf in Graz: Nationaler Sicherheitsrat berät

APA/AFP/RINGO CHIU

Der frühere Baseball-Spieler sieht so aus, als könne er locker auf dem Titelbild der Männer-Vogue bestehen. Er ist fernsehtauglich, charismatisch, redegewandt und seit Langem weit über die Grenzen des bevölkerungsreichsten Bundesstaates hinaus bekannt, auch weil er, der im Rang eines deutschen Ministerpräsidenten anzusiedeln ist, sich wie selbstverständlich mit Israels Premier Benjamin Netanjahu oder Chinas Staatschef Xi Jinping trifft.

Newsom regiert Kalifornien seit 2019. Vorher war er stellvertretender Gouverneur. Davor Bürgermeister von San Francisco. Einst war der 1,92 Meter große Mann, den Trump penetrant „Newscum” nennt (wie  „scum”/Abschaum), mit Kimberly Guilfoyle verheiratet. Die Dame war bis vor wenigen Monaten noch an der Seite von Trumps ältestem Sohn Donald junior zu finden.

Schon lange vor dem Rückzug Joe Bidens im Sommer 2024 fiel regelmäßig der Name Newsom, wenn Demokraten leise über eine künftige Führungsfigur nachdachten. Und das trotz diverser Kontra-Punkte. Kalifornien hat unter Newsoms Regentschaft, die 2026 wegen Amtszeitbegrenzung definitv endet, Hunderttausende Einwohner verloren, die den  „Golden State” für zu teuer,  kriminell, überreguliert und „woke” halten. Newsom verkörpert die in weiten Teilen des Landes verhasste progressive, linksliberale Westküsten-Elite wie kein Zweiter. Von Trumps MAGA-Milieu ist er so weit entfernt, wie die Sonne von der Erde.

APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/JIM VONDRUSKA

Zuletzt hatte Gavin Newsom versucht, den Abstand zu verringern. Er bezeichnete die Marke der Demokraten als  „toxisch”, warf seiner Partei vor, sich häuslich in einer Echokammer …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.