Militär-Experte Markus Reisner: Woher der „Kriegserklärer“ seine Infos hat

Politik

Irgendwann 2023, der Ukraine Krieg tobt seit mehr als einem Jahr, steht Markus Reisner an einer Ampel in Wien als neben ihm plötzlich ein Auto hält. Der Fahrer lässt die Scheibe herunter.

„San Sie da Oberst Reisner?“ 

Und während der Offizier überlegt, was er sagen soll, antwortet ein Radfahrer: „Ja, genau, das ist der Oberst Reisner! Der aus den Medien!“

In deutschen Militär- und Fachzeitschriften wird die „Auto-Episode“ gern erzählt, denn sie illustriert Reisners Status: Er ist ein Medien-Phänomen, man könnte sogar sagen: ein Star. 

Deutsche Nachrichtensender wie ZDF und ntv interviewen ihn regelmäßig vor einem Millionenpublikum; die Erklär-Videos des Offiziers schaffen auf Youtube hunderttausende Aufrufe, manche gehen über die Million.  

Wie macht er das, der „Kriegserklärer“, wie er bisweilen genannt wird? Woher bezieht er seine Informationen?

An einem warmen April-Abend steht Markus Reisner in einem Seminarraum im Verteidigungsministerium am Wiener Donaukanal. Er trägt Uniform, wie fast immer. Und während er auf zwei Bildschirme mit Power-Point-Folien zeigt, erzählt er vom Krieg und wie er seine Recherchen anlegt.

Um zu verstehen, wie Reisner sein „Lagebild“ erstellt, beginnt man am besten damit,  was er nicht tut. „Ich verwende keine nachrichtendienstlichen Informationen“, sagt er.

Das bedeutet: Reisner verzichtet auf „Top Secret“-Informationen von Nachrichten- oder  Geheimdiensten. Er will nicht in die Verlegenheit kommen, sich zu verplaudern. Es ist aber gar nicht nötig, geheime Dokumente zu verwenden. Denn fast alles, was er verwendet, ist öffentlich zugänglich – auch für interessierte Laien.

Das beginnt beim Trivialsten: Bei Analysen in gut recherchierenden Medien und Fachzeitschriften. „Qualitätsmedien wie die New York Times haben direkte Quellen, also Gesprächspartner, im Weißen Haus und im Pentagon.“ Wer die richtigen Autoren kennt und  regelmäßig liest, weiß, wie die Entscheidungsträger ticken. 

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Der Oberst hat Bücher mitgebracht. „WAR“ von Journalisten-Legende Bob Woodward ist dabei. Reisner liest eine Menge. Biografien, Historisches, militärwissenschaftliche Literatur, vieles davon auf Englisch.

Das Meiste von dem, was Reisner über die Front und die Entwicklungen am Kriegsschauplatz erfährt, holt er sich aus dem Internet. „Die Sozialen Netzwerke zum Beispiel sind ein unglaublicher Fundus, die Informationen liegen einem zu Füßen. Man muss nur an der richtigen Stelle suchen.“

Bis spät in die Nacht sichtet er bisweilen Twitter, Signal-Gruppen und andere Kanäle. „Es gibt Blogger, die mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz täglich die zerstörten Geräte zählen und dokumentieren.“ 

Bis hierhin klingt das alles nicht nur plausibel, sondern fast einfach. So, als könnte das jeder machen. Vorausgesetzt, er oder sie hat genug Zeit. 

Tatsächlich gibt es aber einen erheblichen Unterschied. Markus Reisner ist für seine Suche im Netz und in der Literatur ziemlich gut ausgebildet – auf vielerlei Arten.

Zunächst einmal ist er Soldat: Als Offizier hat Reisner die Militärakademie durchlaufen, später absolvierte er den Generalstabslehrgang und verbrachte Jahre in Kriegs- bzw. Krisenregionen: Bosnien, Kosovo, Afghanistan, Mali, der Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Zehn Jahre diente er in der Elite-Einheit der Armee, dem Jagdkommando.

Warum ist das wichtig?

Wenn  Reisner spätnachts ein Telegram-Video sieht, das Soldaten, Privatpersonen oder die Propaganda-Abteilungen aus Kiew oder Moskau online stellen, analysiert er es mit anderen Augen. Wo Zivilisten einen Panzer sehen, sieht Reisner das Modell: Ist es eine Haubitze, ein Kampf- oder ein …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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