Nach Propagandavorwurf: Was wird aus ORF-Mann Wehrschütz?

Politik

Die ukrainische Botschaft dementiert Gerüchte, dass Kiew die Akkreditierung des Korrespondenten aussetzt. Es wäre allerdings nicht der erste derartige Fall.

Es passiert selten, dass eine ORF-Personalie die ganze Branche in Aufruhr versetzt. Bei Christian Wehrschütz ist genau das passiert: Seit der ORF-Korrespondent für einen ZiB-1-Beitrag zu Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine ein russisches Propagandavideo verwendet hat, will die Diskussion um ihn nicht recht abebben.

Zwar hat Wehrschütz sich dafür entschuldigt („mein erster Fehler in 23 Jahren“), aber angeblich – so berichtet der Standard – will die Regierung in Kiew ihm dafür die Akkreditierung entziehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihm dies passiert: Schon 2019 wurde Wehrschütz, der für den ORF im Alleingang die gesamte Ukraine und den Balkan abdeckt, kurzfristig mit einem Einreiseverbot belegt. Der Grund damals: Zum einen habe er bei einer Krim-Reportage Gesetze gebrochen, weil er über die von Russland gebaute Krim-Brücke ausgereist sei, zum anderen hielt man ihm „propagandistische und antiukrainische Postings auf Facebook“ vor. Letzteren Vorwurf bekommt Wehrschütz auch jetzt immer wieder zu hören – etwa von Branchenkollegen auf Twitter –, er weist ihn stets empört zurück.

„Alles Gerüchte“

Gelöst wurde die Krise im Jahr 2019 durch hohen diplomatischen Einsatz, die einstige Außenministerin Karin Kneissl – die jetzt in Russland wohnt – vermittelte.

Jetzt ist hingegen unklar, wie es weitergeht: Die Krone berichtete in Berufung auf Wehrschütz selbst, dass seine Akkreditierung zwar am Dienstag ausgelaufen sei, er aber nach wie vor in Kiew bleiben wolle. Der ukrainische Botschafter in Wien, Vasyl Khymynets, bestätigte das gegenüber dem KURIER so nicht ganz: Dass Wehrschütz die Akkreditierung entzogen werde, sei ein „Gerücht“, die Vorwürfe „grundlos“. „Es gibt ein Verfahren, das für alle Journalisten gleich ist“, sagt Khymynets, das Verteidigungsministerium prüfe alle Anträge.

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Freilich: Dass die Ukraine in Kriegszeiten restriktiver mit der Vergaben von Arbeitsgenehmigungen ist als in Friedenszeiten, ist nicht von der Hand zu weisen. Im ganzen Land gilt das Kriegsrecht, für die Berichterstattung braucht man diverse Genehmigungen. Zudem darf man als Journalist in viele Regionen nicht reisen, 50 Gemeinden sind komplett gesperrt, kritisierte Reporter ohne Grenzen jetzt kürzlich. Zudem berichteten auch einige US-Medien zuletzt über Probleme mit ihren Akkreditierungen: New York Times-Reporter Thomas Gibbons-Neff sei das Visum entzogen worden, nachdem er über die Verwendung von geächteter Clustermunition berichtet hatte, hieß es; ein NBC-Team berichtete von Problemen mit Kiew, nachdem sie prorussische Stimmen auf der Krim interviewt hatten – das ist nur möglich, wenn man mit russischem Begleitschutz dorthin reist und sich Interviewpartner vermitteln lässt.

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Neue Kollegen

Im ORF hat man jedenfalls vorgesorgt, falls Wehrschütz tatsächlich nicht mehr aus Kiew berichten kann. Zwei weitere Journalisten wurden akkreditiert, „um die Berichterstattung in einem im Informationskrieg immer unübersichtlicheren Umfeld zu optimieren und weiter auszubauen“, ließ man wissen. Wer die beiden sind, ist noch nicht bekannt.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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