
Marco Rubio war zuletzt von seiner Hauptaufgabe abgelenkt. Als Senator für seinen Heimat-Bundesstaat Florida hatte er sich jahrelang als einer der lautstärksten „China-Falken“ innerhalb der republikanischen Partei hervorgetan; also als Befürworter einer fast vollständig auf die Rivalität mit der Volksrepublik ausgerichteten Außenpolitik.
Wie viele andere „Falken“ fordert Rubio dafür eine Aufrüstung der NATO-Partner: Die sollen künftig so stark sein, dass sie Europas Sicherheit alleine gewährleisten können, damit die USA all ihre Kraft in Asien bündeln können. Donald Trump machte ihn zum Außenminister, um genau diesen Kurs umzusetzen.
In seinem ersten halben Jahr im Amt musste sich Rubio jedoch erzwungenermaßen mit anderen Teilen der Welt beschäftigen, auf die sein Präsident den Fokus richtete: Die Ukraine, wo noch immer keine Waffenruhe vermittelt werden konnte, und der Nahe Osten, wo sich die USA inzwischen aktiv mit Luftangriffen gegen den Iran einbrachten.
Die Verhandlungen mit China im von Trump losgetretenen Zollkrieg führte auch nicht Rubio, sondern Handelsminister Howard Lutnick.
Indien, Japan, Australien und die USA
Am Dienstag bestimmte China erstmals auch in Rubios Außenministerium wieder das Geschehen. Der 56-Jährige hatte seine Amtskollegen aus Australien, Indien und Japan eingeladen. Gemeinsam mit den USA bilden diese Staaten das sogenannte Quad-Bündnis: Auch wenn sie ideologisch nicht viel vereint, setzen sich die Mitglieder für einen „freien und offenen Indopazifik“ ein.
Soll heißen: Ein Indopazifik, in dem die regionale Großmacht China nicht die Kontrolle über die Wasserwege erlangen kann.
Indien spielt nicht mit
Gegründet wurde der Quad einst auf Initiative Japans und der USA, um Indien als Verbündeten in der Region zu gewinnen. Gänzlich gelungen ist das nicht, das Land bespielt bis heute beide Seiten, ist etwa auch Gründungsmitglied des BRICS-Bündnisses – neben China, Russland, Brasilien und Südafrika.
Ein klares Bekenntnis zu den Zielen des Quad ist aus Indien schon länger nicht zu hören, auf die USA ist man seit Trumps Intervention im Grenzkonflikt mit Pakistan vor zwei Monaten ohnehin schlecht zu sprechen.
Immerhin am Treffen am Dienstag dürfte Indien noch Interesse zeigen, dient es doch als Vorlauf für den nächsten großen Quad-Gipfel, der im Herbst in Neu-Delhi stattfinden wird.
Rubios vier Jobs werden zum Problem
Neben Indien zweifeln aber auch andere asiatische Partner am US-Außenminister. Sie fürchten, dass die US-Außenpolitik unter Trump 2.0 wieder Chefsache ist, Rubio als Außenminister also gar nicht die Machtfülle besitzt, eine eigene Strategie zu verfolgen.
Zumal der 56-Jährige aktuell vier Jobs hält: Er ist dank diverser Kündigungen im Beamtenapparat zeitgleich Außenminister, nationaler Sicherheitsberater, Vorsitzender der US-Auslandshilfenagentur USAID sowie erster Archivar der Vereinigten Staaten.
Source:: Kurier.at – Politik