Die Stadt liegt an jener Frontlinie, an der die ukrainischen Streitkräfte vor einem Jahr im Zuge ihrer Gegenoffensive bis zum Asowschen Meer vorstoßen wollten.
Russische Soldaten haben am Mittwoch den strategisch wichtigen Ort Wuhledar im Osten der Ukraine vollständig eingenommen. Kurz darauf teilte das ukrainische Militär den Rückzug ihrer Soldaten aus der umkämpften Stadt an. Dadurch solle eine Einkesselung durch russische Truppen vermieden werden, teilte das für den Osten zuständige Oberkommando des ukrainischen Militärs mit.
Festung des Widerstands
„Ziel ist es, Personal und militärisches Gerät zu bewahren und Stellungen für weitere Aktionen zu beziehen“, hieß es in der Erklärung. Bereits am Dienstag hatte ein Vertreter ukrainischer Regionalbehörden mitgeteilt, russische Einheiten hätten das Zentrum von Wuhledar erreicht.
Die Stadt galt lange als Festung des Widerstands gegen die russischen Invasoren. Hier fügten die ukrainischen Streitkräfte den Russen des Öfteren massiven Schaden zu, wenn sie versuchten, die Stadt frontal anzugreifen. Doch dieses Mal kreisten sie Wuhledar ein. Die Stadt liegt an jener Frontlinie, an der die ukrainischen Streitkräfte vor einem Jahr im Zuge ihrer Gegenoffensive bis zum Asowschen Meer vorstoßen wollten.
Verbindung zur Krim
Die Einnahme Wuhledars, ein Kohlebergbauort mit einer Vorkriegsbevölkerung von rund 14.000 Einwohnern, ist für Russland ein Meilenstein zur Übernahme der gesamten Region Donezk. Der Ort liegt am Schnittpunkt der östlichen und südlichen Fronten, was ihm zusätzliche Bedeutung für die Versorgung der Truppen beider Seiten verleiht. Zudem befindet sich die Stadt in der Nähe einer Eisenbahnlinie, die die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit der Donbass-Region verbindet. Die Stadt ist durch wiederholte Angriffe stark zerstört.
In einem früheren Interview mit dem Guardian hatte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Sirskij geschätzt, dass bis Jahresende 690.000 russische Soldaten in der Ukraine im Einsatz sein sollen. Trifft dies zu, könnte Russland Kräfte heranführen, die für einen Durchbruch zur Stadt Pokrowsk notwendig sind. Geschieht das, droht die gesamte Donbass-Front für die Ukraine zu kollabieren – Pokrowsk ist ein wichtiges Logistikzentrum und die letzte Verteidigungslinie vor dem Fluss Dnipro (der allerdings 200 Kilometer weiter westlich liegt).
Gleichzeitig hat Russland seine massiven Luftangriffe auf die ukrainische Infrastruktur verstärkt – und nach wie vor herrscht ein Abnützungskrieg, den jene Macht gewinnt, die über die meisten Ressourcen verfügt.
Source:: Kurier.at – Politik