Nach dem Angriff des Iran bleiben viele Fragen offen: War das der Racheakt nach der Tötung des Hisbollah-Führers? Wie wird Israels Vergeltung aussehen? Und wie geht der Gaza-Krieg weiter?
Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht und wird dafür bezahlen.“ Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte nach dem Raketenangriff des Iran am Dienstagabend einen Vergeltungsschlag an, kurz nach dem Angriff des Iran verstärkten Israels Streitkräfte die Bodenoffensive im südlichen Libanon, es kam zu direkten Kämpfen mit der Schiitenmiliz Hisbollah. Luftangriffe gab es auch auf die libanesische Hauptstadt Beirut. 150 Hisbollah-Ziele – Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussrampen – sollen vernichtet worden sein.
Auch im Gazastreifen gehen die Angriffe weiter: Unter anderem wurde palästinensischen Sanitätern zufolge eine Schule beschossen, in der Vertriebene Schutz fanden. Insgesamt sollen am Mittwoch fast 100 Menschen in Gaza den Angriffen zum Opfer gefallen sein. Und der oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, traf sich am Mittwoch mit hochrangigen Persönlichkeiten und trauerte über den Tod von Hisbollah-Führers Nasrallah. Er wird am Freitag öffentlich Stellung beziehen, erstmals seit 2020.
Wie geht es im Nahen Osten weiter? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.
Hunderte Raketen wurden in einer Nacht auf Israel abgeschossen. Warum bleibt der angerichtete Scha- den trotzdem überschaubar?
Israel hat die besten Luftabwehrsysteme weltweit entwickelt. Hinzu kommt Unterstützung der US-Marine, französischer Kriegsschiffe und arabischer Nachbarstaaten, die keine Verletzung ihres Luftraums durch den Iran dulden. Beeindruckend ist aber vor allem das Verhalten der Zivilbevölkerung. Schon im Kindergarten lernen Kinder, wie sie bei Alarm Panik vermeiden und reagieren sollen. Seit 1992 müssen in jeden Neubau Schutzräume eingebaut werden. Die fehlen aber immer noch in vielen alten Gebäuden, es gibt keinen vollständigen Schutz. So kommt es doch zu Toten, Verwundeten und Zerstörungen. Die Betroffenen finden das dann nicht „überschaubar“.
Befürchtet wird jetzt der Ausbruch eines erweiterten Nahostkrieges. Israel wird aber schon seit Jahren von den mit Iran verbündeten islamistischen Milizen wie der Hisbollah beschossen. Wo läge da der Unterschied?
Ein Schlagabtausch kann intensiv und gefährlich werden. Jedem Schlag folgt der Gegenschlag, möglichst stärker und schneller. So geriet Israel in einen Abnutzungskrieg mit der Hamas im Gazastreifen, mit der Hisbollah im Libanon, mit den Houthis im Jemen und mit Schiitenmilizen in Irak und Syrien – alle unterstützt und gelenkt vom Iran. Die Mullah-Regierung zieht es vor, diese „Proxys“ schießen zu lassen statt selbst auf Israel zu schießen.
Ständiger Beschuss aus allen Richtungen, das zermürbt, nervt und stresst, schwächt wirtschaftlich und psychisch. Es ist Vernichtung auf Raten. In einem Krieg aber kämen alle Waffen zum Einsatz, ohne Abwarten eines Gegenschlags – es ginge nicht mehr um Verteidigung, sondern um Sieg.
APA/AFP/JACK GUEZ
Israel hat keine Grenze mit dem Iran. 2.000 Kilometer liegen dazwischen. Wie soll da ein Sieg aussehen?
Für den Iran ist die Antwort klar. „Israel muss vernichtet werden“, skandieren Massen jeden Freitag in Teheran. Und sie meinen, was sie rufen, aber ohne sichtbaren Erfolg. Für Israel ist die Antwort keineswegs klar: Premier Netanjahu spricht von der „Zerschlagung der Hamas“ und von der „Rückkehr aller Evakuierten in ihre Häuser“.
Fazit: Beide Seiten blieben demnach bislang erfolglos. Die Hamas ist militärisch kaum noch einsatzfähig. Sie …read more
Source:: Kurier.at – Politik