
Donald Trump hatte bisher noch nicht das Vergnügen, von Robert Francis Prevost, dem neuen Papst Leo XIV, offenen Widerspruch zu erfahren. Sein Vize, JD Vance, ein konvertierter Katholik, dagegen schon.
Vance war es, der vor einigen Wochen die von fast allen große Kirchen in den USA massiv kritisierte Politik der Massenabschiebungen von undokumentierten Flüchtlingen und der drastischen Streichung von Auslands- und Entwicklungshilfe mit der theologischen Lehre von der „Ordnung der Liebe“ (kurz: ordo amoris) zu rechtfertigen versuchte.
Demnach sei es urchristlich, zuerst an seine Familie und erst dann an Fremde zu denken, die tausende Kilometer entfernt leben, behauptete Vance.
Trumps Politik, eine „große Krise“
Bereits der verstorbene Papst Franziskus, der Vance über Ostern unmittelbar vor seinem Tod empfing, beschied den 40-Jährigen unmissverständlich: Die „wahre“ Ordnung der Liebe bedeute, eine Gemeinschaft aufzubauen, die „ohne Ausnahme“ offen für alle sei, schrieb der frühere Pontifex seinerzeit an die US-Bischöfe.
Franziskus, geistiger Ziehvater und Mentor von Leo XIV, warnte ausdrücklich davor, die Politik Trumps, die er als „große Krise” bezeichnete, gegenüber Fluchtsuchenden fortzusetzen. „Die Abschiebung von Menschen, die in vielen Fällen ihr Land wegen extremer Armut, Unsicherheit, Ausbeutung, Verfolgung oder schwerwiegender Umweltzerstörung verlassen haben, verletzt die Würde vieler Männer und Frauen sowie ganzer Familien und versetzt sie in einen besonders verletzlichen und schutzlosen Zustand”, sagte er.
„JD Vance hat unrecht“
Prevost, der auf dem Kommunikationsportal X bisher über 100.000 Anhänger hat und sich hier in völliger Übereinstimmung mit Franziskus befand, legte Anfang Februar dezidiert nach: „JD Vance hat unrecht. Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen einzustufen”, schrieb er und schloss sich dem Aufruf von Franziskus an:
„Ich ermahne alle Gläubigen der katholischen Kirche und alle Männer und Frauen guten Willens, sich nicht auf Narrative einzulassen, die unsere Brüder und Schwestern, die Migranten und Flüchtlinge sind, diskriminieren und ihnen unnötiges Leid zufügen. Mit Nächstenliebe und Klarheit sind wir alle aufgerufen, in Solidarität und Brüderlichkeit zu leben, Brücken zu bauen, die uns immer näher zusammenbringen, Mauern der Verachtung zu vermeiden und zu lernen, unser Leben so hinzugeben, wie Jesus Christus seines gegeben hat für die Erlösung aller.”
Gebetsgottesdienst zur Amtsübernahme von Trump
Papst Leo XIV befindet sich nach Einschätzung von Kirchen-Experten in Übereinstimmung mit dem, was die anglikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde im Januar beim traditionellen Gebetsgottesdienst zur Amtsübernahme von Trump in der National Cathedral in Washington gesagt hatte. Sie appellierte an Trump, keine Abschiebungen illegaler Einwanderer anzuordnen. „Ich bitte Sie um Erbarmen, Herr Präsident, mit denjenigen in unseren Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden.”
Budde ergänzte: „Die Menschen, die unsere Ernte einbringen und unsere Bürogebäude reinigen, die in Geflügelfarmen und Fleischverpackungsbetrieben arbeiten, die in Restaurants das Geschirr nach dem Essen abwaschen und in Krankenhäusern Nachtschichten übernehmen, sind vielleicht keine Staatsbürger oder haben keine Papiere. Aber die große Mehrheit der Einwanderer ist nicht kriminell.”
„Linksradikale Trump-Hasserin”
Trump schoss damals wütend zurück: Die „sogenannte Bischöfin“ sei eine „linksradikale Trump-Hasserin”, schrieb er auf seiner Online-Plattform Truth Social. Er warf ihr vor, ihre Kirche ungebührlich in die politische Debatte eingebracht zu haben. „Ihr Ton war unangenehm und weder überzeugend noch klug.“
Die große Frage nun …read more
Source:: Kurier.at – Politik