Warum Russland im Sudan-Krieg die Seiten wechselte

Politik
Die Lage im Sudan

Mit Kamikazedrohnen und mobilen Pick-up-Einheiten starteten die „Rapid Support Forces (RSF)“ am Wochenende Großangriffe in der Region Darfur: Einer galt zwei Flüchtlingslagern nahe der Stadt al-Faschir, wo mindestens 100 Menschen niedergemetzelt wurden, ein anderer einer Militärbasis der Sudanesischen Streitkräfte. Heute, Dienstag, geht der brutale Bürgerkrieg im Sudan ins dritte Jahr – und ein Ende ist nicht absehbar.

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Zwar konnte die sudanesische Regierung, die den RSF in puncto Kriegsverbrechen um nichts nachsteht, die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum wiedererlangen, doch im Westen des Landes sind die RSF die dominante Kraft – und morden, plündern und brandschatzen.

Zehntausende niedergemetzelt

Der Krieg tobt zwischen den offiziellen Streitkräften um General Abd al-Fattah al-Burhan und den paramilitärischen RSF von al-Burhans ehemaligem Stellvertreter Mohammed Hamdan Dagalo. Dagalo war bereits in den frühen 2000er-Jahren ein Kommandant der „Dschandschawid“, einer äußerst brutalen Gruppe, aus der die RSF hervorgingen. Zehntausende hatten diese Krieger schon vor dem derzeit tobenden Krieg niedergemetzelt.

Die geplante Eingliederung von 100.000 RSF-Mitgliedern in die Armee hat Ende 2022 bestehende Spannungen zwischen den Kräften verschärft, die 2021 noch gemeinsam gegen die damalige Übergangsregierung geputscht hatten. Vor zwei Jahren kam es zum endgültigen Bruch – und dem blutigsten Krieg der Gegenwart.

Russische Kehrtwende

Diplomatische Bemühungen um einen Waffenstillstand waren bislang nicht erfolgreich. Daran wird auch die heute, Dienstag, beginnende Sudan-Konferenz in London nichts ändern. Der UN-Sicherheitsrat fordert regelmäßig ein Ende der Kämpfe, was beide Seiten aber ignorieren. Dessen Mitglied Russland, das über die Wagner-Gruppe anfangs die RSF unterstützte, vollzog im vergangenen Jahr einen Spagat und unterstützt die Regierung um al-Burhan. Davon verspricht sich Moskau einen Marinestützpunkt am Roten Meer – eine Zusage seitens der sudanesischen Regierung besteht bereits.

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In den vergangenen Tagen landeten ein russisches und ein iranisches Transportflugzeug – voraussichtlich mit militärischem Gerät beladen – in Port Sudan. Auch der Iran unterstützt die sudanesische Regierung mit Kampfdrohnen. 

Marinestützpunkt am Roten Meer

Vor allem, um ein Gegengewicht zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zu bilden, die wiederum die RSF stark unterstützen. Käme es zum versprochenen russischen Stützpunkt in Port Sudan, könnte auch der Iran davon profitieren – und seine Netzwerke in Afrika aus- und aufbauen. Moskau wiederum wäre nicht mehr so stark auf die Stützpunkte in Syrien angewiesen, wenn es darum geht, Gold und andere Bodenschätze von Afrika nach Russland zu bringen – und Söldner in die andere Richtung.

Die Interessen aus dem Ausland werden diesen Krieg jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beenden, das Sterben wird weitergehen.

Manche Analysten sehen bereits das Szenario eines zweigeteilten Landes mit dem Nil als Grenze. Wobei sie auch hinzufügen, dass sich die RSF wohl nicht damit zufriedengäben, keinen Meereszugang zu haben, was weitere Kämpfe wahrscheinlich mache. Politische Beobachter befürchten ein weiteres Abgleiten in eine vollkommene Anarchie, in der sich Warlords, Milizen, Ethnien, Islamisten und Söldner in endlose Kämpfe verstricken.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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