
80 Jahre ist es her, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Eine Zeitenwende, mit der auch das Verhältnis zwischen Österreich und den USA in eine völlig neue Phase eintrat: Mit ihren Wiederaufbau-Hilfen im Rahmen des Marshallplans, aber auch mit ihrer Kultur und Lebensart, die die Besatzungssoldaten in das Land brachten, sollten die Vereinigten Staaten die ersten Jahrzehnte der Zweiten Republik tiefgreifend prägen.
Trotzdem sollte das Amerika-Bild der Österreicher kompliziert und widersprüchlich bleiben: Zwischen Begeisterung für die amerikanische Kultur einerseits und Skepsis, ja sogar inbrünstiger Ablehnung gegenüber der Politik der westlichen Supermacht andererseits.
Doch wie sehen die Österreicher aktuell die USA – eine USA, die seit Jahresbeginn von der erratischen Politik eines Präsidenten Donald Trump geprägt ist?
Die Meinung hat sich verschlechtert
Aufschlüsse liefert eine Studie unter Federführung des Politologen Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg, die im Frühjahr durchgeführt wurde und dem KURIER vorliegt.
Insgesamt haben demnach die Österreicher eine sehr negative Meinung von den Vereinigten Staaten, wobei die US-Bevölkerung etwas positiver gesehen wird. Menschen, die sich mehr für Politik interessieren, besser ausgebildet und wohlhabender sind, haben tendenziell ein positiveres Bild von den USA. Widersprüche in den Angaben deuten allerdings darauf hin, dass unter den Österreichern ein mangelhaftes Verständnis für die US-Gesellschaft und -Politik besteht.
Gleichzeitig erkennen sie den Einfluss der USA auf die österreichische Gesellschaft – von Kunst und Kultur bis hin zur Technologie – klar an. Nur dem großen Nachbar Deutschland wird ein noch größerer Einfluss zugeschrieben, geht aus der Erhebung hervor.
KURIER-Grafik/EberÄltere denken positiver über Trump
Der wichtigste, wenn auch nicht der einzige Faktor, der das Meinungsbild der Österreicher beeinflusst, ist die abermalige Wahl von Donald Trump zum Präsidenten. Denn davon erwarten sich die Befragten negative Folgen für Politikbereiche, die ihnen wichtig sind. Etwa Klimawandel, EU, globale Sicherheit und Stabilität.
Wobei es hier deutliche demografische Unterschiede gibt: Jüngere Männer haben eine positivere Meinung von Trump als ältere Österreicher und jüngere Frauen, zeigt die Studie. Wenig überrascht, dass Anhänger der radikalen Rechten die relativ positivste Meinung zur jüngsten US-Wahl haben.
KURIER-Grafik/Eber
Was dazu passt, dass unter den österreichischen Parteien es einzig die FPÖ ist, die den US-Präsidenten öffentlich unterstützt. Wenngleich die blauen Pro-Trump-Bekundungen nach dessen jüngsten umstrittenen Schritten (Stichwort: Zollpolitik, Iran-Krieg) deutlich leiser wurden.
Zurück zur Studie: Blickt man genauer hin, ergibt sich ein noch komplexeres Bild. „Wir sehen eine Spaltung zwischen Österreichern, die eher pro-amerikanisch sind, aber Trump ablehnen, denen, die den USA skeptisch gegenüberstehen, aber Trump befürworten, und Österreichern, die beides kritisch sehen“, sagt Politologe Heinisch.
KURIER-Grafik/EberUSA vs. EU
Wenn es um die sicherheitspolitische Ausrichtung Österreichs in den aktuell so schwierigen Zeiten geht, präferieren die Befragten die Neutralität, allerdings nur knapp gefolgt von einer Kooperation mit der EU. Erst an dritter Stelle folgt eine Verteidigungszusammenarbeit mit den USA.
Für den fiktiven Fall eines Konflikts zwischen USA und der EU würden die Befragten bevorzugt noch näher an Europa rücken wollen. Zweite Präferenz ist in diesem Fall die Neutralität und erst danach kommt der Wunsch, sich auf die Seite der USA zu schlagen.
Source:: Kurier.at – Politik