Der heute 52-Jährige, selbst innerhalb der AfD ein Rechtsaußen, führte seine Partei in Thüringen bei den Landtagswahlen auf Platz eins.
Zuerst Thüringen, dann ganz Deutschland – das ist die Idee von Björn Höcke, dem bekanntesten Rechtsextremisten in der Bundesrepublik. „Alles für Thüringen. Es lebe unser deutsches Vaterland“, trommelte der 52-jährige AfD-Spitzenkandidat ergo ohne Unterlass.
Zunächst Ministerpräsident in dem ostdeutschen Bundesland, dann Kanzler. Zwar schaffte Höcke bei der Wahl mit seiner AfD tatsächlich den Sprung auf Platz eins, doch vom Regieren ist der Mann meilenweit entfernt, in Thüringen wie in Berlin – weil niemand mit ihm will. Aufgrund seiner rechtsradikalen Gesinnung. Doch wie hat sich diese entwickelt?
Sie wurzelt in seiner Kindheit. Geboren in Nordrhein-Westfalen wuchs er in Rheinland-Pfalz auf. Seine Großeltern, gab Höcke einmal an, hätten dauernd von der verlorenen Heimat in Ostpreußen erzählt. Das habe ihn geprägt, sein Vater ebenso. Und der soll eine antisemitische Zeitschrift abonniert haben.
Der Spross selbst, so erinnern sich seine ehemaligen Mitschüler, habe früh einen Faible für Geschichte und hier insbesondere die Bombardierung Dresdens durch die Alliierten 1945 entwickelt.
Über diese schrieb er 2006 in einem Leserbrief: „Es ging darum, bis zum Kriegsende eine möglichst große Anzahl deutscher Menschen zu töten.“ Damit übernahm Höcke die revisionistische Geschichtslüge des Holocaust-Leugners David Irving.
Höcke wurde Lehrer für Geschichte und Sport, unterrichtete in einem Gymnasium im Norden Hessens, unweit der Grenze zu Thüringen, wo er sich später mit seiner Frau und den vier Kindern niederließ. Laut seinen ehemaligen Schülern bezeichnete er die Shoah als Glaubensfrage. Als ihn Kollegen auf radikale Aussagen ansprachen, ging Höcke lieber in Deckung.
REUTERS/Karina Hessland
Seine Stunde sah er gekommen, als 2013 die „Alternative für Deutschland“ aus der Taufe gehoben wurde. Noch im selben Jahr gründete er den Landesverband Thüringen und rief zur „Rückeroberung der Meinungsfreiheit“ auf. Ein Jahr später zog er mit seiner AfD mit zehn Prozent in den Erfurter Landtag ein.
Zu diesem Zeitpunkt war ihm die Bundes-AfD von Bernd Lucke längst zu zahm. 2015 schloss sich Höcke mit Gleichgesinnten zum radikalen Partei-„Flügel“ zusammen und forderte, dass sich die AfD nicht von rechtsextremen Protestbewegungen wie der Pegida abgrenzen solle.
APA/dpa/Markus Scholz
AfD-Gründer Bernd Lucke wurde von den radikal Rechten schnell entsorgt
„Mein größter Irrtum“
Die Radikalen gewannen schnell die Oberhand, Lucke wurde 2015 abgewählt, ähnlich erging es Nachfolger Jörg Meuthen, der 2022 aufgab und später meinte: „Ich habe gedacht, die (die Rechtsradikalen in der Partei; Anm.) können niemals eine dominante Strömung werden. Das war mein größter Irrtum.“
Und der Spiegel schrieb 2022: „Höcke ist der wahre Parteichef.“ Wohlgemerkt, ein Mann, der wegen der Verwendung der Nazi-Parole „Alles für Deutschland“ zwei Mal (nicht rechtskräftig) verurteilt wurde. Ein Mann, den man – im Einklang mit den Gerichten – taxfrei „Nazi“ nennen darf. Und ein Mann, der einem Landesverband vorsteht, dem der Verfassungsschutz in Thüringen „erwiesen rechtsextreme Bestrebungen“ attestiert.
Höcke ficht das nicht an, auf seiner Homepage posiert er cool mit Sonnenbrille auf der Dachterrasse des Berliner Reichstages. Darunter die Worte: „Volksfreund. Preuße. Dissident.“
Source:: Kurier.at – Politik