27 Monate nach schwerer Verletzung: Emotionales Comeback bei Ski-WM

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27 Monate nach seinem offenen Unterschenkelbruch wagt sich Max Franz als Vorläufer über die Piste. Der Kärntner hat eine lange Leidenszeit hinter sich, in der Schmerzen sein ständiger Begleiter waren.

Weiche Knie und Muffensausen sind nicht unbedingt die Gefühle, auf die ein Abfahrer abfährt. Wer hat schon gerne Angst? Als aber Max Franz dieser Tage aufgedreht und nervös zugleich war und nicht wirklich wusste, wie ihm geschieht, da jubelte er innerlich. Diese zittrigen Füße bestätigten ihm nämlich, dass er wieder auf den Beinen ist. „Das ist megacool, einfach unglaublich, dass ich da heute runter bin“, sagte der 35-jährige Kärntner nach seiner Jungfernfahrt als Vorläufer auf der Frauen-Abfahrtsstrecke am Zwölferkogel.

Furchtbarer Sturz

Viele hätten es nicht mehr für möglich gehalten, dass Max Franz jemals wieder auf einer Abfahrtspiste auftaucht. Im November 2022 war der Abfahrer im Training in Copper Mountain schwer zu Sturz gekommen. Der Speed-Spezialist zog sich damals einen komplizierten offenen Unterschenkelbruch am linken Bein zu, bei dem der komplette Nervenstrang durchtrennt wurde. Die Narben, die sich seit dem Unfall über seinen Körper ziehen, sind 114 Zentimeter lang.

Noch heute bereitet ihm das Gehen Probleme, „aber im Skischuh drinnen funktioniert es sehr gut, da habe ich Halt“, erzählt Max Franz. Und mit jeder Fahrt und jedem Erfolgserlebnis kehrt mehr und mehr der Draufgänger in ihm zurück. Als er sich vor einer Woche das erste Mal seit fast zweieinhalb Jahren wieder mit den Abfahrtslatten über einen Sprung wagte, war er den ganzen Tag aufgeregt. „Das hat mich so große Überwindung gekostet. Mein Puls war oben und ich hatte einen richtigen Zitterer“, erzählt der WM-Dritte von 2017 (Abfahrt).

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Dass sich Max Franz heute wieder im Renntempo über eine Abfahrtspiste stürzt, grenzt an ein Wunder. Lange Zeit war nicht einmal klar, ob er überhaupt jemals wieder Skifahren würde können.

Heftige Schmerzen

14 Monate nach seinem Unterschenkelbruch war der Knochen noch immer nicht zusammengewachsen, Franz wurde permanent von heftigen Schmerzen geplagt. „Ein Knochen, der nicht heilt, tut schon sauweh. Und wenn ein Nerv wächst, dann bist du hypersensibel und sehr empfindlich.“

Herkömmliche Schmerzmittel halfen bei Franz nicht, für den Nervenschmerz musste er lange Zeit richtige Hämmer einnehmen. „Der Schmerz war mein täglicher Begleiter. Ohne dieses Medikament hätte ich es nicht ausgehalten.“

Seit ihm vor einem Jahr ein neuer Nagel zur Stabilisierung des Unterschenkels eingesetzt wurde, geht’s mit Max Franz bergauf. Auch der getrennte Nerv entwickelt sich langsam. Der ÖSV-Abfahrer hat die Medikamente mittlerweile abgesetzt, „nur einmal im Monat brauch’ ich ein Chili-Pflaster für die Fußsohle. Das dämpft die Empfindlichkeit, weil ich so sensibel bin.“

Steiniger Weg

Max Franz hat in den vergangenen 27 Monaten gelernt, geduldig zu sein und auf den richtigen Moment zu warten. Er hat gesehen, dass er den Weg der kleinen Schritte beschreiten muss. So nimmt er auch das Comeback in Angriff, bei dem noch keiner weiß, ob es irgendwann von Erfolg gekrönt sein wird.

„Ich muss mich auf meinen Körper zu hundert Prozent verlassen können“, sagte er am Dienstag in Saalbach-Hinterglemm. „Das ist der schwierigste Schritt aus einer Verletzung. Dass du im Starthaus stehst und sagst: ,Ich bin unzerstörbar.‘“

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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