Der beste Fußballer der Welt? Brasiliens Super-Kicker, den keiner kennt

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Brasilien dominiert den Blindenfußball nach Belieben, kämpft bei den Paralympics in Paris um die nächste Goldene. Superstar Ricardinho erweist sich auch ohne Sehkraft als wahrer Ballkünstler.

Wer Ricardo Steinmetz Alves auf dem Platz beobachtet, der merkt recht schnell, dass man es hier mit einem ganz besonderen Fußballer zu tun hat. Die Spielübersicht, das Ballgefühl, der Zug zum Tor. Alves, oder auch Ricardinho genannt, ist ein wahrer Ballkünstler. Nicht umsonst gilt der 1,70 Meter große Brasilianer als der beste Fußballer der Welt.

Warum Ihnen Ricardo Steinmetz Alves dann kein Begriff ist, wenn er doch so ein Superstar ist, werden Sie sich jetzt fragen. Ganz einfach: Der wendige Brasilianer ist seit dem achten Lebensjahr erblindet, seinen Traum Fußballer zu werden, erfüllte er sich dennoch. 

Seine Gegner aus Frankreich heißen an diesem Montag-Abend in Paris jedoch nicht Kylian Mbappe oder Ousmane Dembele, sondern Frederic Villeroux oder Martin Baron. Seine große Bühne sind die Paralympics.

APA/AFP/BEHROUZ MEHRI / BEHROUZ MEHRIBrasilianische Dominanz

Drei Mal nahm Ricardinho bereits bei den Spielen teil, drei Mal gab es den Titel. In Paris soll Nummer vier folgen. Es spricht viel dafür, Brasilien ist im Blindenfußball eine Macht. Seit der Bewerb bei den Paralympics in Athen 2004 eingeführt wurde, gewannen die Südamerikaner sämtliche Gold-Medaillen.

Gespielt wird beim Blindenfußball über ein 40 Mal 20 Meter großes Feld, das seitlich von Banden begrenzt wird, um den Ball im Spiel zu halten. Während die Torhüter sehend oder sehbehindert sind, müssen die vier Feldspieler als vollständig blind eingestuft sein. Der Fairness halber tragen aber ohnehin alle noch eine Dunkelbrille. Hinter dem Tor steht zudem ein Guide, der die Spieler im Angriff unterstützt. Bei Freistößen wird mit einem Metallstab gegen die Torstangen geklopft, um den Kickern ein akustisches Signal zu geben, wo sich das Tor befindet.

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Und dann gilt es in zweimal 15 Minuten Netto-Spielzeit mit dem Ball, in dem sich kleine, rasselnde Metall-Kügelchen befinden, so viele Tore wie möglich zu machen. Da geht es einem Ricardinho nicht anders als einem Neymar. 

Eine stille Paralympics-Party

Weil sich die Spieler vor allem auf ihr Gehör verlassen müssen, ist Stille ein wesentlicher Faktor. Was die 13.000 Fans im voll besetzten und atemberaubenden Eiffelturm-Stadion durchaus auf eine harte Probe stellt. Schon das lautstarke Singen der französischen Hymne zu Beginn hat durchaus Gänsehaut-Potential. Bei jeder Unterbrechung – und davon gibt es viele – werden “Allez les Bleus”-Gesänge angestimmt, gejubelt und laut gestampft. Ehe ein lautes “Pssst” durch die Reihen geht und wieder Stille einkehrt. Die Franzosen lernen allerdings dazu, irgendwann laufen dann stille La-Ola-Wellen durch das Stadion.

EPA/ENNIO LEANZA

Beeindruckende Kulisse vor dem Eiffelturm.

Eine beeindruckende Kulisse, beeindruckend ist aber auch, was die Blinden-Fußballer auf dem Platz leisten. Da wird gedribbelt, gepasst und durchaus in hohem Tempo aufs Tor zugestürmt. Damit sich die Spieler nicht gegenseitig niederrennen, wird immer wieder „Vio“ gerufen, was so viel wie „Hier komme ich“ bedeutet.

Ricardinho trifft und pausiert

Die Brasilianer sind von Beginn an dominant, der erste Treffer lässt aber auf sich warten. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit geht es dann allerdings ganz schnell. Nach einer Ecke …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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