Der Herr der Bilder: So aufwändig ist die ORF-Übertragung der Ski-WM

Sport

Der ORF überträgt mit 56 Kameras die WM in Saalbach-Hinterglemm. Star-Regisseur Michael Kögler liefert wertvolle Einblicke.

Die Ski-WM 1958 in Bad Gastein war seinerzeit die erste, die live im Fernsehen übertragen wurde. Schon damals hat der ORF Standards gesetzt. In Saalbach-Hinterglemm kommen am Sonntag bei der Herren-Abfahrt 56 Kameras zum Einsatz. Michael Kögler sitzt am Regiepult und ist mit seinem 250-köpfigen Team der Herr über die Bilder. Auch bei Olympia 2026 wird er bei der Abfahrt Regie führen.

KURIER: Seit wann bereiten Sie die Übertragung dieser Ski-WM vor?

Michael Kögler: Die Vorlaufzeit ist drei Jahre. Ich bin im Sommer einige Mal den Berg heruntergegangen und habe mir die Strecken im Winter genau angesehen. Und so entsteht dann über die Zeit eine Wunschversion, wo man welche Kameras zum Einsatz bringt. Natürlich wird das immer wieder adaptiert, nach dem letzten Feintuning sind wir bei den Kameraplänen bei Version 11 angelangt.

Was ist dabei die große Herausforderung?

Ich habe ja das große Privileg, dass ich beim ORF das Erbe von Lucky Schmidtleitner und Fritz Melchert fortsetzen darf, die extrem innovativ waren. An einem sind wir alle drei in irgendeiner Form gescheitert: Nämlich die Steilheit und Geschwindigkeit in der Abfahrt darzustellen. Wobei ich den Vorteil der modernen Technik habe.

Was meinen Sie konkret?

Ich tu’ mich mit den Drohnen ein bisschen leichter, da kann man den Speed und die Steilheit besser erkennen. Das ist eine neue Dimension der Übertragung. Und ich kann Superzeitlupen einsetzen. So etwas wie bei der WM 1991 kann uns nicht passieren.

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Was war damals?

1991 war es noch so, dass die Kamerabilder parallel nicht aufgezeichnet werden konnten, wenn eine Zeitlupe gezeigt wurde. Im Riesentorlauf ist Alberto Tomba hinter dem einzigen Heuschober gestürzt. Live im Fernsehen war dieser Sturz nie zu sehen.

Worum geht es Ihnen bei der Übertragung der Abfahrt?

Es geht darum, die große Faszination dieses Sports zu spüren. Die Abfahrer sind in meinen Augen die am meisten unterschätzten Athleten. Die fahren mit 150 km/h ohne Knautschzone und Schutz über die Piste. Und dann will ich die Emotionen rüberbringen, dafür muss man heute eine Geschichte erzählen.

ORF/Roman Zach-Kiesling

Top-Bilder: Michael Kögler

War das früher anders?

Es wird für den Zuschauer fad, wenn man einfach nur einen Läufer nach dem anderen beim Runterfahren sieht. Der Blick backstage wird immer wichtiger, diese interne Kommunikation zwischen den Trainern und den Läufern, das wir von der Formel 1 kennen. Die Zuseher müssen das Gefühl haben, dass sie direkt dabei sind. Das, was ich in Bilder kleide, verpacken die Kommentatoren in Worte.

Welche Rolle spielt der Ton bei der Übertragung?

Der Ton ist extrem wichtig. Wenn du bei einem Gruselfilm den falschen Ton hast, dann ist der Grusel-Effekt weg. Du musst die Atmosphäre und die Energie und Power irgendwie herkriegen. Wir arbeiten mit riesigen Parabol-Spiegeln, mit denen wir die Läufer anvisieren, damit man das Geräusch beim Fahren übers Eis hört und das laute Aufklatschen nach Sprüngen. Zugleich arbeiten wir daran, dass wir den Ton bei den Kameradrohnen filtern und wegkriegen. Die Zuseher lieben die Drohnenbilder, manche stört aber das Surren.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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