
Die jüngsten Entwicklungen zeigen: Es geht hier nicht um einen Neustart. Es geht um Machterhalt und Eitelkeiten.
Der ÖFB hängt in den Seilen. Und das, obwohl viele seiner knapp 100 Mitarbeiter in diversen Abteilungen teils hervorragende Arbeit leisten. Nur: Das sieht schon seit geraumer Zeit keiner, wenn nicht gerade das Nationalteam von Ralf Rangnick spielt. Das ist aber nur ein paar Mal im Jahr der Fall.
Zur Dauerschleife wird hingegen die Funktionärskrise an der Spitze des Verbandes. Neuestes Kapitel: Die Kündigungen der beiden zankenden Geschäftsführer wurden zurückgenommen, weil man, so Interimspräsident Wolfgang Bartosch, handlungsfähig bleiben möchte, bis ein neuer Präsident, oder eine Präsidentin, gefunden ist. Mit Verlaub: Das Duo hat eine sechsmonatige Kündigungsfrist. Würde man es wirklich ernst meinen mit einem Neustart, man hätte schon am Tag nach der Kündigung der beiden am 29. November die Jobs neu ausgeschrieben.
Keine 24 Stunden später hätte der Fußball-Bund für die beiden hochrangigen Management-Posten zig Bewerbungen im Postfach gehabt. Die Nachfolger von Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold könnten sich schon einarbeiten und endgültig übernehmen, wenn die beiden Ende Mai aus dem Unternehmen ausscheiden.
Jedoch: Es geht hier nicht um einen Neustart. Spätestens seit Freitag ist sonnenklar: Es geht um Machterhalt und Eitelkeiten, und zwar auf Kosten des österreichischen Fußballs.
Noch ein Beleg gefällig? Ende August hat man sich auf eine Strukturreform verständigt. Bis heute ist man sich nicht im Klaren darüber, wie diese aussehen soll, hat sich nicht einmal darauf geeinigt, ob der neue Vorstand aus zwei oder drei Personen bestehen soll. Alibi hin, Ausrede her.
Fest steht: Jede Struktur ist nur so stark wie die handelnden Personen. Und so lange diese dieselben sind, wird sich beim ÖFB nichts ändern.
An der Spitze des Verbands gibt es zwei Lager. Die einen wollen die anderen ausbremsen und am Ruder bleiben. Weil das aktuell nicht gelingt, hat man mit der Entscheidung vom Freitag erfolgreich auf Zeit gespielt. Und es wird noch länger so weitergehen. So lange, bis sich dieses Gremium dazu durchringt, eine externe Persönlichkeit (politisch und wirtschaftlich unabhängig, im besten Fall auch noch liquid) an seine Spitze zu lassen. Ganz gleich, ob es nun Präsidium heißt oder nach einer Reform zu einem Aufsichtsrat wird.
Mit „extern“ ist im Übrigen kein Klubfunktionär gemeint, der als Bundesliga-Aufsichtsrat bereits seit Jahren mitbestimmt an der ÖFB-Spitze. Fest steht: Für Landesverbandspräsidenten ist die Bühne ÖFB zu groß. Dazu braucht es nach den jüngsten Amtszeiten – und den letzten Tagen – keinen Beleg mehr.
Source:: Kurier.at – Sport