
Zwei Milliarden Euro, viele Ängste. Worum es bei dem Investorendeal der DFL geht, was auf dem Spiel steht und warum er so umstritten ist.
Ob Bayern München den elften Meistertitel in Folge schafft oder Borussia Dortmund erstmals seit 2012 am Ende ganz oben steht, ist nicht das einzige aktuell heiß diskutierte Thema im deutschen Fußball.
Denn heute, Mittwoch, steht in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine Entscheidung an, die den deutschen Klubfußball grundsätzlich verändern könnte: Die Liga, die bei der Vermarktung international weit hinter ihren Ansprüchen liegt, will mit einem Milliardeninvestor in Aufschwung kommen. Doch der Deal ist umstritten.
Worum geht es bei dem Investorendeal?
Die DFL will 12,5 Prozent ihrer TV-Einnahmen von erster und zweiter Liga für einen Zeitraum von 20 Jahren an einen Investor abgeben, der dafür zwei Milliarden Euro zahlen soll. (Genau genommen soll mit einem Investor ein Joint Venture gegründet werden.) Laut Medienberichten sollen vier bis sechs Kapitalbeteiligungsgesellschaften aus Europa bzw. den USA Interesse bekundet haben.
60 Prozent der Investitionssumme soll in die Klubs und ihre Infrastruktur gehen, 40 Prozent in Digitalisierung und Internationalisierung.
Was ist aus Sicht der DFL das Ziel des Deals?
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Liga soll gesteigert werden – nicht nur durch das Geld, sondern auch durch die Expertise des möglichen Investors in Sachen internationale Vermarktung, Digitalisierung und Modernisierung.
Denn die DFL sei nicht nur gegenüber der Premier League weit abgeschlagen, sondern auch gegenüber der spanischen Liga. Von den rund 1,3 Milliarden Euro TV-Einnahmen pro Saison in Deutschland kommen nur rund 200 Millionen aus den internationalen TV-Rechten. Zum Vergleich: Die Premier League macht international 1,9 Milliarden Euro. Hier sieht die DFL Steigerungspotenzial – auf eine halbe Milliarde in zehn Jahren. National sollen die Einnahmen um 50 Prozent steigen.
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Mit welchem Ausgang wird bei der heutigen Abstimmung gerechnet?
Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist für die grundsätzliche Annahme des Vorschlags notwendig. Aus Bundesliga-Kreisen wird berichtet, dass die meisten Vereine nach anfänglicher Kritik nun zur Zustimmung tendieren sollen. Das große Geld und die Aussicht auf internationale Konkurrenzfähigkeit scheint zu überzeugen.
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Warum ist der Deal so umstritten?
Heftiger ist da schon die Kritik vonseiten der Anhänger. In den meisten Stadien wurde in den vergangenen Wochen auf vollen Rängen mit Spruchbändern gegen die geplante Zusammenarbeit mit einem Großinvestor protestiert. Von „Geldgier“ war da die Rede, von „Ausverkauf“ und „Vermarktungswahn“.
Viele befürchten nicht nur das finanzielle Risiko, wenn man auf 12,5 Prozent der Einnahmen verzichtet, sondern vor allem auch eine weitere Kommerzialisierung, einen starken Einfluss durch den Investor und nicht zuletzt eine unter Fans heftig umstrittene Spieltagsauffächerung: Dutzende Anstoßzeiten, um auch in anderen Zeitzonen wie etwa in Asien übertragen werden zu können. Zudem zementiere eine derartige Investition die aktuelle Liga-Rangordnung, kritisieren kleinere Vereine, aber etwa zuletzt sogar die Bayern-Fans in einem Brief.
Wäre der DFL-Deal der erste dieser Art in Europa?
Nein. Mehrere andere Ligen haben ähnliche Deals umgesetzt. Die französische Liga etwa hat 15 Prozent der TV-Rechte an das luxemburgische Finanzunternehmen CVC vergeben, die spanische Liga 8,25 Prozent.
Ist ein ähnliches Modell auch in Österreich vorstellbar?
Das Thema Investor sei …read more
Source:: Kurier.at – Sport