
Welchen Sinn haben Kämpfe auf dem Eis, woher kommen sie und sollen sie erlaubt bleiben? Ein Ex-Profi und ein WM-Schiedsrichter geben Antworten.
Es war die bislang hässlichste Szene bei dieser Eishockey-WM: im Spiel zwischen Kanada und der Schweiz versuchte der Kanadier Joe Veleno durch einen Tritt mit seinem Schlittschuh auf das Bein des Schweizers Nino Niederreiter, an den abgedeckten Puck zu gelangen. Die Aktion ist nicht nur verboten, sondern gefährlich. Am Dienstag wurde Veleno dafür fünf Spiele gesperrt und wird bei dieser WM nicht mehr auf dem Eis stehen.
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„Das ist der Grund, warum es Kämpfe im Eishockey geben muss“, schrieb Evander Kane auf Twitter. Der Profi der Edmonton Oilers erklärt, dass Kämpfe „genau vor solchen Ideen abschrecken sollen und es hilft, das Spiel effektiv zu kontrollieren.“
Auge um Auge
Am liebsten hätten die beiden Spieler ihren Zwist mit Fäusten ausgetragen, das zeigten darauffolgende Aktionen: Hier ein Schubser, da ein Schwitzkasten, dort ein Check. Für den ehemaligen VSV-Spieler Andreas Wiedergut ist die Sache klar.
Hätten die beiden Athleten ihren Ärger im Kampf loswerden können, wären die anschließenden Fouls ausgeblieben. „Probleme von Angesicht, zu Angesicht zu lösen, ist Teil des Eishockey. Das war immer so und soll auch so bleiben“, sagt Wiedergut.
Privat
Andreas Wiedergut: Ex-VSV-Spieler über Kämpfe am Eis.
David Nothegger, Österreichs einziger Schiedsrichter bei der WM, sieht das genauso. Er unterscheidet zwischen zwei Arten: „Zum einen, dem fairen eins gegen eins, wo beide wissen was sie tun, sich ans ’Gentlemen-Agreement’ halten und aufhören, sobald einer den Helm verliert, nicht mehr kann oder mit dem Knie zu Boden geht. Zum anderen gibt es Kämpfe, um ein Zeichen zu setzen.“ In seinem Job steht er bei solchen Aktionen direkt neben den Kämpfern, spricht mit ihnen und geht dazwischen, wenn etwas passiert.
Es gibt klare Regeln sagt Nothegger und stimmt Wiedergut zu, der der Meinung ist, dass Kämpfe ein Spiel sicherer machen – vor allem in einem Sport, wo jeder einen Stock in der Hand hält.
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David Nothegger: Österreichs einziger Referee bei der WM.
„Oft baut sich etwas über mehrere Partien auf. Wenn du dann, wie bei der WM, nicht raufen darfst, passieren schmutzige Stock-Fouls oder Checks von hinten gegen die Bande. Fällt man unglücklich, kann man querschnittsgelähmt sein“, sagt Wiedergut. Der 34-Jährige rechtfertigt die Keilereien auch mit der Sensationslust der Fans. „Wenn einer sagt, er wolle keine Fetzerei sehen, lügt er.“ Bei internationalen Spielen wie der WM sind Kämpfe seit jeher verboten und werden auch im Klub-Eishockey jährlich weniger. Die Vereine der heimischen Eishockeyliga, der win2day ICE Hockey League, wollten laut Nothegger den klassischen Kämpfertyp nicht mehr haben. Deshalb werden Spieler nach zwei Auseinandersetzungen pro Saison ein Spiel gesperrt.
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Ursprünglich entstanden die Kämpfe durch sogenannte Enforcer. Ihre Stärke waren Prügeleien auf dem Eis.
„Sie beschützten richtig gute Spieler. Stars wie Wayne Gretzky waren so wichtig für das Team, dass Gegner versuchten, sie absichtlich zu verletzen“, erklärt Wiedergut. Mit harten Bodychecks, geblockten Schüssen oder Raufereien wurde zudem der Spielfluss gestört und die Motivation der Mitspieler erhöht.
Der Boogeyman
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Source:: Kurier.at – Sport