ÖFB-Teamchef Rangnick grätscht zum ersten Mal ins Präsidium

Sport

Der Deutsche kritisiert die Trainerausbildung, die einen sportpolitischen Hintergrund hat und Kompetenz des Präsidiums ist.

Es ist knapp elf Monate her, dass der ÖFB Ralf Rangnick als Teamchef präsentiert hat. Dass mit dem Deutschen nicht einfach nur ein neuer Trainer für die Nationalmannschaft der Männer verpflichtet wurde, war spätestens mit dem Zitat von Peter Schöttel bei dessen Vorstellung klar: „Ich will, dass er sich alles anschaut. Ich wäre dumm, würde ich auf seine Expertise verzichten“, sagte der Sportdirektor.

Nun gut, in elf Monaten kann man sich einiges ansehen in einem überschaubar großen Fußballland wie Österreich. Und ganz ohne Vorwissen ist der ehemalige Salzburger Sportchef auch nicht gekommen. Dass es der Deutsche gut meint mit dem ÖFB, diesen Eindruck musste man auch am Dienstag gewinnen, als sich der 64-Jährige für eine Runde von Journalisten Zeit nahm. Rangnick spricht nicht aus der Distanz über Fußball-Österreich. Er sieht sich als Teil davon und sagt etwa: „Wir als kleineres Land müssen dafür sorgen, dass wir in jedem verdammten Heimspiel eine Heimspiel-Atmosphäre haben.“ Die Frage, ob Österreich am 20. Juni gegen Schweden im Prater oder doch in Hütteldorf spielt, soll bald geklärt sein.

Entwickler

Noch wichtiger sei die Entwicklung der talentierten Spieler, die Rangnick bereits im Zuge eines Perspektivlehrgangs gesichtet hat. „Ob und inwiefern das passiert, steht und fällt mit der Qualität der Trainerarbeit. Wenn wir gute Spieler produzieren wollen, brauchen wir Entwicklung, und die Entwickler sind richtig gut ausgebildete, top-begabte Trainer.“

Die Trainerausbildung, vor allem der Lehrgang zum höchsten Diplom, das zur Arbeit in der Bundesliga berechtigt, ist ein oft heiß diskutiertes Thema. Meist dann, wenn wieder einmal kein Österreicher auf den Teamchefsessel gesetzt wird. „Die Trainerausbildung ist richtig gut, und wir müssen dafür sorgen, dass sie noch besser wird. Von richtig gut zu top“, sagt Rangnick. „Wir müssen schauen, dass wir viel mehr in Qualität investieren und nicht in Quantität“, sagt der Teamchef.

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Der Hintergrund? Während etwa die Schweiz aktuell sechs Absolventen an das UEFA-Pro-Diplom heranführt und das große Deutschland 15 Teilnehmer, setzt Österreich auf Masse und verleiht heuer 21 Trainern das höchste Diplom. Ein Hindernis bei der Arbeit im Kurs. Denn bei der Pro-Lizenz geht es weniger um das Vermitteln taktischer Inhalte als um die Entwicklung von Trainerpersönlichkeiten, die dem modernen Profifußball mit all seinen Gefahren gewachsen sein sollen.

Statt mit den fünf bis zehn talentiertesten Absolventen individuell an deren Vermittlungs- und Führungskompetenzen zu arbeiten, produziert der ÖFB auf dem Trainersektor also zu viel Durchschnitt.

„Nicht logisch“

„Österreich hat so viele Teilnehmer wie Deutschland und die Schweiz zusammen. Das scheint mir nicht logisch zu sein, auch wenn ich jetzt wieder ein neues Fass aufmache“, sagt Rangnick, wohl wissend, dass das Thema Kompetenz des ÖFB-Präsidiums ist und einen sportpolitischen Hintergrund hat.

Dieser führt zurück ins Jahr 1999, als die Trainerausbildung des ÖFB unter der Leitung von Gerhard Hitzel UEFA-Status erlangt hat. „Der Teamchef spricht mir aus der Seele“, sagt der Burgenländer. „Wir mussten damals in der Schweiz ein Konzept vorlegen“, erinnert sich Hitzel. Die Teilnehmerzahl habe man auf zehn beschränkt. „Ich habe damals gesagt: Qualität vor Quantität, um intensiver arbeiten zu können.“ Doch …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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