Manuel Feller ist der Hoffnungsträger in Sölden. Der Tiroler führt ein ÖSV-Team an, das gemeinsam weniger Erfolge vorweisen kann als Marco Odermatt
Man kann Manuel Feller neuerdings den Buckel runterrutschen. Wer möchte, der darf auch nach Belieben auf ihm herumtrampeln.
Feller wird’s nicht weiter schmerzen, es ist vielmehr eine große Ehre für den besten Slalomläufer der Gegenwart, wenn viele Menschen ihm so nahe kommen.
Für den Sieg im Slalomweltcup erhielt der 32-jährige Tiroler im vergangenen Winter nicht nur die obligate kleine Kristallkugel und viel Aufmerksamkeit, sondern auch das eine oder andere ungewöhnliche Präsent.
So wurden in seiner Heimatgemeinde Fieberbrunn eine Skipiste und eine Laufstrecke nach dem Ehrenbürger benannt.
Das sind die angenehmen Seiten des Ruhmes, und auch wenn es der Tiroler Routinier versteht, sich im Scheinwerferfokus richtig in Szene zu setzen, so ist Manuel Feller dann doch keiner, der diesen Rummel um seine Person braucht und auskostet.
Der zweifache Familienvater hat lieber seine Ruhe und schätzt die Privatsphäre. Vor dem Weltcupauftakt am Sonntag in Sölden nahm der 32-Jährige bewusst noch einmal Abstand vom Skifahren und gönnte sich einige Tage Auszeit beim Fischen mit der Familie.
Stressfaktor
Der kommende Winter wird ohnehin stressig genug. Gerade für einen Läufer wie Feller, der für das Seelenwohl der Skination eine große Verantwortung trägt. So viele Athleten gibt’s aktuell im ÖSV-Herrenteam dann auch wieder nicht, die schon einmal ein Siegespodest von ganz oben gesehen haben.
Abgesehen von Manuel Feller (6 Weltcupsiege) können nur Vincent Kriechmayr (18), die rekonvaleszenten Marco Schwarz (6) und Max Franz (3) sowie Michael Matt, Johannes Strolz und Christian Hirschbühl (jeweils 1) Erfolge im Weltcup vorweisen. Macht insgesamt 36 Siege.
Zum Vergleich: Der Schweizer Superstar Marco Odermatt hat allein um ein Rennen mehr gewonnen als die gesamte österreichische Herren-Mannschaft.
Hassliebe
Diese Bilanz sollten die österreichischen Skifans im Hinterkopf haben, ehe sie die Erwartungen in der Saison der Heim-WM zu hoch schrauben und Wunderdinge erhoffen. „Mir ist es sowieso wurscht, was die anderen von mir erwarten“, betont Manuel Feller.
Er selbst ist im vergangenen Winter so richtig auf den Geschmack gekommen und hat seine vier Saisonsiege ordentlich ausgekostet. „Der Erfolg macht süchtig. Ich will dieses Gefühl wieder haben und solche Momente noch einmal erleben.“
Ob der Saisonauftakt dafür der richtige Zeitpunkt ist und Sölden der ideale Ort, sei dahingestellt.
Manuel Feller hat in der Vergangenheit mit dem Heim-Weltcup am Rettenbachferner gefremdelt, er spricht sogar von einer „kleinen Hassliebe“, weil er es dort im Riesentorlauf noch nie in die Top Ten geschafft hat. „Für mich kommt Sölden meistens ein bisschen zu früh. Ich brauche im Riesentorlauf eine kleine Anlaufphase.“
Im Gegensatz zu den internationalen Skifans, die offenbar schon voll im Wintermodus sind. Am Rettenbachferner könnte an diesem Wochenende ein neuer Besucherrekord aufgestellt werden, bis Mittwoch wurden um 30 Prozent mehr Tickets verkauft als vor einem Jahr.
Ski-Samba
Die Comebacks von Lucas Pinheiro Braathen und Marcel Hirscher im niederländischen Rennanzug – so er denn tatsächlich fährt – bewegen die Massen. Auch im fernen Südamerika wird der Riesentorlauf dank Neo-Brasilianer Braathen übertragen, der ÖSV hat für die ganze Saison einen TV-Deal mit Brasilien abgeschlossen.
Source:: Kurier.at – Sport