Slalom-Ass Strolz: „Die Angst vor dem Versagen fährt immer mit“

Sport

Der zweifache Olympiasieger hat sich nach einer katastrophalen Saison hinterfragt und wagt nun einen Neustart. Doch die großen Ziele bei Johannes Strolz müssen warten.

Johannes Strolz hat in den vergangenen beiden Wintern alle Emotionen erlebt, die ein Skifahrer verspüren kann. Der Vorarlberger kennt das Hochgefühl eines Olympiasieges, er weiß aber auch, wie es sich anfühlt, völlig am Boden zerstört zu sein.

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In der Saison nach dem Gewinn seiner zwei Goldmedaillen bei den Winterspielen in Peking war die Lichtgestalt nur ein Schatten seiner selbst. In sechs der neun Weltcup-Slaloms kam Strolz nicht ins Ziel, in Hochgurgl startet der 31-Jährige am Samstag (10.45/13.45 Uhr/live ORF1) in die neue Saison.

KURIER: Wie lange hat die verkorkste vergangene Saison in Ihnen gearbeitet?

Johannes Strolz: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es gleich erledigt gewesen wäre. In meinem Kopf hat dieser letzte Winter sehr viel Aufarbeitung gebraucht und auch viel Hirnschmalz verbraucht. Ich habe wirklich oft nachgedacht und viele Gespräche geführt.

Was hat Sie so beschäftigt?

Es war nicht so, dass ich der Saison hinterhergeweint hätte und mordsmäßig frustriert war. Das war ich im Winter, da war ich oft richtig niedergeschlagen wegen der vielen Ausfälle. Der Winter hat jedenfalls viel Analyse und Reflexion von mir gebraucht.

Sind Sie denn einer, der viel grübelt? Ein Kopfmensch?

Ich bin ganz bestimmt einer, der extrem viel nachdenkt. Das hat Vorteile, aber manchmal steht man sich dann selbst im Weg.

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Welche Lehren haben Sie aus der Saison gezogen?

Ich habe für mich entschieden: Ich muss nicht nur die letzte Saison loswerden, sondern auch die Saison, in der ich Olympiasieger geworden bin. Die Gefahr war da, dass ich mich immer nur an das Olympia-Jahr zurückerinnere. So ungefähr nach dem Motto: Was habe ich damals gemacht, wie hat es sich angefühlt, was hat da gut funktioniert?

GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber

Johannes Stolz

Was ist daran schlecht?

Ab einem gewissen Punkt muss man den Erfolg auch einmal vergessen. Sonst läuft man wirklich Gefahr, dass man sich im Kreis dreht und nicht mehr die nötigen Schritte macht, um sich weiterzuentwickeln. Ich habe mit einem Mentaltrainer viel Zeit verbracht und die beiden Saisonen aus sportpsychologischer Sicht analysiert.

Wird die kommende Saison für Sie womöglich einfacher, weil Sie nicht mehr so im Fokus stehen wie nach den Erfolgen bei Olympia 2022?

Die Ausgangsposition ist sicher nicht einfacher. Ich bin in der Startliste weit zurückgefallen, das ist nicht ideal. Natürlich ist die Aufmerksamkeit von außen bei Weitem nicht so groß wie im letzten Jahr. Das ist in gewisser Weise ein Vorteil. Ich hatte mehr Zeit, um mich auf das Training zu konzentrieren.

Sind Ihre Ansprüche denn gesunken?

Von der Herangehensweise habe ich nicht das Gefühl, dass es heuer anders ist als vor der vergangenen Saison. Da hatte ich große Erwartungen in mich selbst, die waren auch nicht verkehrt. Ich spreche die Ziele immer offen aus. Wie ich zu Olympia gefahren bin, habe ich gesagt, ich will eine Medaille. Ich finde es schade, wenn man Dinge künstlich kleinredet. Jeder will Weltmeister werden. Der eine sagt es halt, der andere nicht. Ich finde auch, …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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