Tenniskult Wimbledon: Ein Rundgang zwischen Ehre, Ehrgeiz und Erdbeeren

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Die Sonne knallt auf den Centre Court, Stimmengewirr liegt wie Bienensummen in der Luft und kein einziger Grashalm des perfekt getrimmten deutschen Weidelgrases steht in die falsche Richtung, als sich Sophie Bull auf ihrem Klappsessel vorlehnt. Während auf den umliegenden 17 Courts bereits seit einigen Stunden die Tennisbälle im rhythmischen Plonk! des Aufpralls über die Netze sausen und Besucher in Strohhüten vor Aufregung und Hitze heftig mit ihren Fächern wedeln, hat sich für das Tageshighlight die Stimmung ein wenig aufbauen können.

Es gibt Sportturniere, die sind fest im kollektiven Gedächtnisse eines Landes verankert. Wieder andere entfachen leidenschaftliche Rivalitäten zwischen Nationen. Und dann gibt es noch jene, die weniger Wettkampf als Kulturikone sind. 

REUTERS/Stephanie Lecocq

Zum Wimbledon-Auftakt ging es heiß her: buchstäblich. Es hatte bis zu 34 Grad.

Während in den kommenden zehn Tagen zwar ein Millionenpublikum vor den TV-Geräten verfolgen wird, ob sich Titelverteidiger Carlos Alcaraz bei den Wimbledon Championships gegen den Weltrang-Ersten Jannik Sinner behaupten kann, tauchen bis 13. Juli rund eine halbe Million Besucher vor Ort in eine quintessentially britische Welt ein.

Posen, prosten, punkten

„Die Spannung, die Stimmung, dieser feine Stil – es ist viel besser, als ich es mir vorgestellt habe!“, sagt die Südafrikanerin Marna Koen, bevor sie sich entschuldigt: Sie muss ein Foto vor dem Centre-Court-Portal machen. „An die Atmosphäre hier kommt nichts heran!“, findet auch der Brite Jason Hodden, hebt sein Champagnerglas und prostet Freundin Reena zu. Und für die 15-jährige Sophia Bull, leidenschaftliche Tennisspielerin aus Mexiko, ging mit dem Besuch „der größte Traum“ in Erfüllung.

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Bauer Anna-Maria

Marna Koen kam extra aus Südafrika nach Wimbledon – und bereute die weite Anreise nicht.

Denn wie kaum eine Nation schaffen es die Briten Großevents detailverliebt und dennoch mit Leichtigkeit in Szene zu setzen. Bevor die Eingangstore öffnen, inspizierten die Gärtner noch einmal alle Blumenarrangements, stutzten abstehende Stiele und entfernten abgestorbene Blüten, während das Barpersonal die Weingläser sortierte und die Putztruppe ein wiederholtes Mal über die bereits blitzblanken Mistkübeldeckel wischte.

Nur ein paar Minuten später wuselt es in den Passagen zwischen den Courts und vor einem bestimmten Essensstand bildet sich eine überraschend lange Schlange. „Einmal Erdbeeren mit Schlagobers, bitte“, sagt Studentin Jiaqi Wang zur Verkäuferin und trägt die weiße Box, die sie daraufhin erhält, nahezu ehrfürchtig zu einem der weißen Tische. Die Wartezeit im prallen Sonnenschein hat sie dafür gerne in Kauf genommen. „Ohne Erdbeeren wäre es doch nicht Wimbledon.“

Bauer Anna-Maria

Für Jiaqi Wang waren die Erdbeeren in Wimbledon ein Muss.

38,4 Tonnen Erdbeeren

Das sieht nicht nur Jiaqi Wang so. Insgesamt verspeisen die Besucher des Grand Slams jährlich rund 38,4 Millionen Tonnen der roten Sammelnussfrucht. Um der Nachfrage gerecht zu werden, setzen die Gärtner der Hugh Lowe Farm jedes Jahr im März 100.000 Erdbeerpflanzen ein – Sorte: „Malling Centenary“, weil diese im Juni ihre Vollreife erreicht.

Bauer Anna-Maria

Dieser Gruppe war die Erdbeerliebe von weitem anzusehen.

Der Snack ist so alt wie der Wettbewerb selbst. Die ersten Wimbledon Championships fanden 1877 unter der Regentschaft von Königin Victoria statt. Damals waren Erdbeeren eine saisonale Delikatesse, die nur für einige Wochen im Juni und Juli erhältlich waren – also exakt zur Zeit des …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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