
2014 wurde der Reitstall des ehemaligen Generalsekretärs gekauft, hergerichtet und 2020 weiterverkauft. Experten sprechen von Spekulation.
Das ÖOC ist die Interessensvertretung des olympischen Sports in Österreich, beschäftigte sich im letzten Jahrzehnt aber auch mit einem Immobilien-Geschäft. Der KURIER stellte dazu letzte Woche Fragen, auf die es keine Antwort gab – bis Montag, in Form einer Aussendung.
Die Hintergründe reichen mehr als zehn Jahre zurück. Langzeit-Generalsekretär Heinz Jungwirth verließ 2009 das ÖOC, 2012 wurde er wegen Untreue zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Er wurde zu Schadenersatzzahlungen verurteilt. Jungwirth ging in Insolvenz, sein Vermögen war vor allem ein Reitstall in Mittergrabern nahe der niederösterreichischen Bezirkshauptstadt Hollabrunn.
Der Masseverwalter sollte die Liegenschaft verkaufen, der Erlös an die Gläubiger gehen. Auf den 15.220 Quadratmetern standen ein Wohnhaus, eine Reitanlage und Stallungen.
Laut Aussendung des ÖOC wurde die Liegenschaft „von einem Schätzgutachter auf ca. zwei Millionen Euro bewertet“. Im Kaufvertrag sind die festgestellten Mängel festgehalten. In der Aussendung des ÖOC heißt es: „Aufgrund der Tatsache, dass an der Liegenschaft Umbauarbeiten ohne Einbeziehung des Denkmalschutzes durchgeführt, Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet wurden und außerdem noch Bauwerte auf fremden Grund standen, wurde der tatsächliche Verkehrswert vom Schätzgutachter auf ca. eine Million Euro festgesetzt.“
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Gläubiger als Käufer
Der ÖOC entschloss sich, die Liegenschaft selbst zu kaufen. „Zur Rettung der Forderung“, heißt es. 585.015,98 Euro bekam der ÖOC aus der Masse, von der vom ÖOC bezahlten Million gingen 223.682,58 an das Finanzamt Hollabrunn Korneuburg Tulln – ebenfalls Gläubiger von Jungwirth. Diese Beträge wären an ÖOC und Finanzamt ausbezahlt worden, egal, wer die Immobilie um eine Million gekauft hätte. Doch das ÖOC, ein Verein, der mit Steuergeldern gefördert wird, entschloss sich, wie Immobilienexperten meinen, mit der Wertsteigerung der Liegenschaft zu spekulieren.
Privat
In der Aussendung ist kryptisch vom Erwerb eines fremden Grundstücks die Rede. Jungwirth hatte zur Liegenschaft noch Flächen im Ausmaß von 16.200 Quadratmetern um 1.200 Euro pro Jahr gepachtet. Im Jahr 2017 kaufte das ÖOC der Verpächterin der 16.200 Quadratmeter weit mehr ab – und zwar 28.248 und 44.720 Quadratmeter um 360.000 Euro. Eine letzte Adaptierung war letztlich preisgünstig. Im Jahr 2016 kaufte das ÖOC von der Marktgemeinde Grabern 425 Quadratmeter um 1.905 Euro.
Auf jeden Fall hat das ÖOC zu diesem Zeitpunkt schon 1,36 Millionen nur für Ankäufe ausgegeben. Das ÖOC zahlte laut Kaufverträge zudem Vermessungen, Grunderwerbssteuer und Eintragungsgebühr sowie die Kosten für die Vertragserrichtung. Was in Renovierung und Adaptierung geflossen ist, geht weder aus den Kaufverträgen noch aus der Aussendung hervor. Auch nicht, was die Verwaltung der Liegenschaft über die sechs Jahre gekostet hat.
Im Jahr 2018, so steht es in einem Protokoll einer Hauptversammlung, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss, „es wäre gut, wenn die Liegenschaft in Mittergrabern endlich zu einem vernünftigen Preis veräußert werden könnte. Um zwei Millionen Euro kann es in einem Monat verkauft werden, das will man jedoch nicht.“
APA/GEORG HOCHMUTH / GEORG HOCHMUTH
Zwei Jahre später wird verkauft. Um 1,980.000 Millionen Euro. Laut Aussendung vom Montag wurde ein Buchgewinn von gut 700.000 Euro erzielt – hier leistete man sich einen …read more
Source:: Kurier.at – Sport