
Ahmed Hagag aus Braunau gehört zu den besten Boxern im Superschwergewicht. Dabei wollte er eigentlich Fußballer werden.
Achtelfinale bei der Box-WM in Usbekistan im Superschwergewicht: Ohne Probleme kämpft sich der Österreicher Ahmed Hagag unter die besten 16 olympischen Boxer der +92er-Klasse. Dort trifft er auf einen „Bären“, wie er seinen Gegner später bezeichnet. 145 Kilogramm wiegt Paul Nigel aus Trinidad und Tobago. 41 Kilogramm mehr als Hagag – in einem Sport, in dem bereits ein Kilo den Unterschied ausmachen kann.
Der 23-Jährige aus Braunau am Inn setzt sich dennoch nach Punkten durch. Im Viertelfinale wartete Vize-Europameister Ayoub Ghadfa. Bei der EM 2022 musste sich Hagag dem Spanier geschlagen geben, sowie auch nun bei der WM. „Wegen eines unabsichtlichen Kopfstoßes wurden mir zwei Punkte abgezogen – sonst hätte ich den Kampf gewonnen“, erklärt Hagag im KURIER-Interview bei seiner Ankunft in Wien am vergangenen Montag.
Bis fünf Uhr morgens grübelt der Sportler unter Tränen über den verlorenen Kampf nach. „Eine meiner schlimmsten Niederlagen. Ich fühlte mich so stark und war mir sicher, dass es mit der ersten WM-Medaille für Österreich klappen wird.“
Gym am Dachboden
Ursprünglich wollte Hagag Fußballer werden. Eine Knieverletzung zwang ihn vor zehn Jahren zum Karriereende. Den Frust baute er heimlich beim Boxen ab, bis er in seinem neuen Hobby eine Karriere sah. Sein Vater, ehemals erfolgreicher Boxer im Nationalteam, erfuhr von seinem sportlichen Plan und begann, seinen Sohn zu trainieren: Zweimal pro Woche in einem Schulturnsaal, die restliche Zeit auf dem Dachboden im Familienhaus.
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Ahmed Hagag (ganz rechts).
„Wenn ich am Laufband trainiere, wackelt das ganze Haus. Spätestens dann sind meine fünf Schwestern und die Mama hellwach. Aber sie wissen, wofür ich das mache, und haben Verständnis“, erzählt Hagag. Für Sparrings fährt er nach Wien oder München, weil es dort Boxer in seiner Gewichtsklasse gibt. Trotz mehrerer Angebote will der Oberösterreicher nicht von seiner Familie und der Heimat weg. „Natürlich wäre es woanders leichter, doch wir bleiben immer alle zusammen. Ein Trainerwechsel kommt auch nie infrage. Ich habe meinem Vater alles zu verdanken.“
2022 wurde Hagag U-22-Europameister und gewann EM-Bronze – die erste österreichische Medaille seit 1975. Der Lohn: die Rückkehr in das Heeressport-System. Zuvor arbeitete der Business-Management-Student als Elektromonteur und Bäcker. Die mehrstündige Lehrprüfung schloss er trotz Krücken, eingegipstem Bein und Autounfall auf dem Weg zur Prüfung ab.
Wenige Sponsoren
Auf seiner Suche nach Sponsoren erklärten ihm Firmenchefs: „Wir sponsern nur Fußballer oder Wintersportler.“ Hagags Standard-Antwort: „Aber ich boxe doch eh auch im Winter.“ Zwei Sponsoren unterstützen ihn mittlerweile.
Sein großes Ziel: die Olympischen Spiele in Paris 2024. Die erste Möglichkeit für eine direkte Qualifikation hat Hagag in sechs Wochen bei den European Games in Krakau. Bis dahin stehen Trainings und ein Besuch in Mekka auf dem Programm. „Vielleicht hab’ ich danach ja mehr Glück.“
Source:: Kurier.at – Sport