
Der Klassenerhalt ist geschafft, im nächsten Jahr ist Österreich in Prag und Ostrava wieder im Konzert der Großen dabei. Was Hoffnung gibt und Sorgen bereitet.
Er ist mit 1,72 Metern Körpergröße für einen Eishockey-Spieler sehr klein, doch in Tampere war Dominique Heinrich der Größte im österreichischen Team. Als hätte er Nerven aus Stahl, fuhr er im Penaltyschießen gegen Ungarn auf Tormann Bence Balisz zu und hob den Puck über die Fanghand ins Kreuzeck.
Österreich siegte 4:3 und schaffte mit drei Punkten und als 14. gerade noch den Klassenerhalt. Im Vorjahr waren es nach dem Sieg im Entscheidungsspiel gegen Großbritannien sieben und Turnierrang elf gewesen.
➤ Spielbericht: Österreichs WM-Sieg nach Nervenschlacht
Zum Abschluss der WM-Vorrunde gilt es trotz aller erfreulichen Emotion im österreichischen Team also zu bewerten, was gut und was weniger gut war.
Top: Die Moral
Wie schon gegen Großbritannien gewann Österreich ein Entscheidungsspiel nach einem 1:3-Rückstand. Das ist nicht selbstverständlich im Eishockey.
Und es zeugt von einem besonderen Charakter der Mannschaft. Österreich hatte über viele Jahre jedes Entscheidungsspiel gegen den Abstieg verloren. „In diesen Situationen ist es so wichtig, dass die routinierten Spieler auf der Bank ruhig bleiben“, gab Manuel Ganahl zu, der im Penaltyschießen den ersten Versuch mit einem doppelten Haken sehenswert verwertete. Kapitän Thomas Raffl sagte: „Wir verlieren zum Auftakt gegen Frankreich und alles rundherum wird negativ. Man sollte schon die Kirche im Dorf lassen. Für uns ist es darum gegangen, das Gute in der Mannschaft bis zum Schluss hochzuhalten.“
Top: Die Mischung
Von sehr jung bis recht routiniert hat Österreichs Mannschaft in Tampere alles gehabt. Teamchef Roger Bader schaffte seit seinem Amtsantritt 2017 den Umbau. Besonders in der Verteidigung sind NHL-Hoffnung David Reinbacher (18), Bernd Wolf (26), David Maier (23), Kilian Zündel (22), Thimo Nickl (21), Philipp Wimmer (21) viele Optionen da. Im Angriff wird man jedes Jahr auf die WM-Teilnahme von Marco Rossi (21/Minnesota) und Marco Kasper (19/Detroit) hoffen.
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Flop: Die Achillesferse
Auch, wenn Bernhard Starkbaum im Penaltyschießen unbesiegt blieb, war die Torhüterleistung der Österreicher im Turnier unterdurchschnittlich. Mit 86,43 Prozent an gehaltenen Schüssen wird es schwer, ein Spiel zu gewinnen, in dem man auf Augenhöhe mit dem Gegner ist. Die Topwerte liegen bei 93 Prozent. Will Österreich den nächsten Schritt machen und gegen Nationen wie Frankreich, Dänemark oder auch Deutschland gewinnen, dann muss hinten eine echte Eins stehen. Die hat Österreich nicht. Starkbaum verlor die Position bei den Capitals im Play-off, Kickert war in Salzburg Nummer zwei und bei Nachzügler Vorarlberg hat ein Italiener mehr Spiele absolviert als Madlener. Wenn österreichische Torhüter nicht irgendwo Nummer eins sind und auch keiner zum Einbürgern gefunden wird, dann wird es künftig sehr schwer mit dem Klassenerhalt.
Flop: Der Beginn
Wäre Österreich nicht mit einer 1:2 n.V.-Niederlage gegen Frankreich in die WM gestartet, dann wäre vieles leichter gewesen im Turnierverlauf. Warum die Mannschaft, gegen die von Start weg sehr aggressiven Franzosen so verschlafen begann, muss analysiert werden. Lag es an den Vorgaben des Trainerteams? Oder an mangelndem Respekt vor dem Gegner?
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Source:: Kurier.at – Sport