
Der Fußball-Bund hatte zunächst einen Neustart ausgerufen. Wie Interimspräsident Wolfgang Bartosch dann die Richtung wechselte.
In Saalbach beginnt am Dienstag die Ski-WM mit dem Teambewerb. Slalom gefahren wird dieser Tage aber auch beim Österreichischen Fußball-Bund. Am Freitag erklärte das Präsidium des ÖFB nach seiner Sitzung in Wien, dass man mit den beiden Geschäftsführern nun doch weitermachen werde. Die Verträge von Generalsekretär Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH, waren Ende November mit sechsmonatiger Frist gekündigt worden. Um die operativen Chefs des Verbandes war in den letzten Jahren ein Machtkampf entstanden.
Mit der Entscheidung, die Kündigungen zu revidieren, hat der ÖFB am Freitag wieder einmal Staub aufgewirbelt. Ein Schwenk ins Archiv bringt zum Vorschein, welchen Zick-Zack-Kurs die Verbandsspitze unter der Führung von Interimspräsident Wolfgang Bartosch fährt. Der Steirer war nach dem Rücktritt von Klaus Mitterdorfer am 29. November zum geschäftsführenden Präsidenten gewählt worden.
Gleich im Anschluss an seine Kür nahm der 65-Jährige damals in einer Runde mit Journalisten Stellung und betonte: „Gleich vorweg: Es gibt keine Rücknahme der bisher gefassten Beschlüsse. Die Kündigungen bleiben aufrecht. Es braucht sich keiner Sorgen zu machen um die Handlungsfähigkeit des ÖFB, die ist zu 100 Prozent gewährleistet.“
Keine zwei Monate später war alles anders. Da preschte Bartosch medial mit der Idee vor, die Kündigungen des Duos zurückzunehmen. Sein entsprechender Antrag wurde vom Präsidium mehrheitlich angenommen. Weshalb? Bartosch: „Es sind internationale Verpflichtungen, die der ÖFB wahrzunehmen hat. Und dort ist es problematisch, wenn man mit gekündigten Geschäftsführern auftritt. Da ist es wichtig, dass der ÖFB mit handlungsfähigen Geschäftsführern, die im Kopf nicht auf Jobsuche sind, agieren kann.“
Die Argumente
Wie dieser Kurswechsel um 180 Grad zu erklären ist? Bartosch spricht von veränderten Rahmenbedingungen. „Mein Vorgänger ist davon ausgegangen, dass er Präsident bleibt. Nachdem er zurückgetreten ist, befinden wir uns in einer Übergangsphase.“ Einspruch. Klaus Mitterdorfer hat die Kündigungen am 21. November ausgesprochen und ist am selben Tag zurückgetreten. Und mehr als eine Woche später hat man den Beschluss im Präsidium schließlich noch bestätigt.
Welches Spiel wird hier gespielt? Hat dieser Kurswechsel vielleicht damit zu tun, dass es hinter den Kulissen nun neue Pläne gibt, um die Macht abzusichern?
Wolfgang Bartosch jedenfalls scheint nach zwei Monaten als Interimspräsident auf den Geschmack gekommen zu sein, im Amt zu bleiben. Das unterstreichen weitere Aussagen des Steirers. In besagter Medienrunde am 29. November sagte der Steirer, dauerhaft an der ÖFB-Spitze zu bleiben, sei kein Thema. „Ich erkläre bereits hiermit meinen Rücktritt, dazu braucht mich keiner mehr auffordern. Der wird terminisiert sein mit der Wahl.“
Diese ist für 18. Mai vorgesehen. Bis dahin wird ein Wahlausschuss Kandidaten sondieren. Dem Vernehmen nach will Bartosch nun ein solcher sein. „Ich würde nicht ausschließen, dass ich intern zur Verfügung stehe“, sagte er am 26. Jänner in einem Interview mit der Kronen Zeitung. Vorsicht: Bei so einer Slalomfahrt fädelt man ab und zu auch ein.
Source:: Kurier.at – Sport