
Von Rabattmarkerl bis zur Tiefpreisgarantie – Die heimischen Supermärkte versuchen sich regelmäßig mit ihren Sonderaktionen gegenseitig im Preis zu unterbieten.
Gerade in Zeiten, in denen die Preise steigen, greifen immer mehr Konsumenten zu Aktionsware, um beim Lebensmitteleinkauf ein paar Euro einzusparen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab bei einer Studie der AMA-Marketing im Vorjahr an, dass Aktionen für die Kaufentscheidung eine hohe Bedeutung hätten.
Besonders beliebt sind bei den meisten Konsumenten die Rabatt-Sticker. Diese können im Supermarkt auf beliebige Produkte geklebt werden, welche der Kunde dann zu einem günstigeren Preis erhält.
Billa: Weniger Sticker und nur für Mitglieder
Der Lebensmittelkonzern Rewe ändert ab 3. Juli seine Pickerlpolitik. Ab dann können die Rabattpickerl von Billa und Billa Plus nur noch von Mitgliedern des Jö-Bonusclubs genutzt werden. Diese können maximal sechs Pickerl wöchentlich und drei pro Tag einlösen. Bisher waren es drei pro Einkauf.
App-Nutzer erhalten noch drei zusätzliche digitale Sticker für bestimmte Marken und Rewe-Eigenmarken. Wer nicht dem Jö-Club angehört, geht leer aus. Der Jö-Bonusclub hat rund 4,7 Millionen registrierte Mitglieder. Auf die Aufkleber der anderen Rewe-Ketten, wie Bipa oder Penny, hat die Änderung keine Auswirkungen.
Beim Mitbewerber Spar soll es die Rabatt-Aufkleber weiterhin in ausgedruckter Form geben, um sie auch Kunden, die die App der Kette nicht nutzen, zugänglich zu machen. App-User seien aber auch bei Spar im Vorteil und erhalten digital zusätzliche Aktionen, teilt das Unternehmen dem KURIER mit.
Rabatt-Sticker triggern Verlustangst und Entscheidungsfreude
Dass die Rabatt-Pickerl sich einer derartig großen Beliebtheit erfreuen, habe Cordula Cerha, Handelsexpertin an der Wirtschaftsuniversität Wien, „konsumenten-psychologische Gründe“.
So würden die Aufkleber eine gewisse Verlustangst triggern: „Konsumenten haben das Gefühl, wenn sie die Sticker nicht nutzen, hätten sie eine Möglichkeit zum Sparen verpasst“, sagt die Expertin dem KURIER.
Gleichzeitig hätten die Pickerl auch eine spielerische Komponente: „Ich darf mir als Kunde selbst aussuchen, welche Produkte ich günstiger haben möchte. Das ist ein bisschen eine Schnäppchenjagd.“.
Konsumenten sparen mit Rabattaktionen kaum Geld
Dass Konsumenten mit Sonderangeboten und Rabattstickern tatsächlich Geld sparen, bezweifelt die Expertin. Hinter Aktionen stecke meist betriebswirtschaftliches Kalkül.
Während Diskonter wie Hofer oder Lidl auf dauerhaft günstigere Produkte setzen, legen Supermarktketten grundsätzlich höhere Preise fest. Einzelne Produkte werden dann in Sonderaktionen oder durch Rabatt-Sticker zu stark reduzierten Preisen angeboten.
Die geringeren Einnahmen wegen der Aktionen können die Ketten durch die teureren Produkte, die Kunden zusätzlich kaufen, ausgleichen. „Für den Handel muss es sich am Ende der Abrechnung ausgehen. Kein Händler macht Aktionen, von denen er sich langfristig erwartet, dass er davon nicht profitiert“, sagt Cerha dazu.
Um tatsächlich Geld zu sparen, müssen Konsumenten ihre Einkäufe planen und die einzelnen Aktionen und Preise der Ketten regelmäßig vergleichen. Ein Aufwand den Cerha zufolge nur wenige in Kauf nehmen, zumal es im Lebensmittelbereich kein Vergleichsportal gibt.
Aktionsanteil im heimischen Handel steigt immer weiter an
In den vergangenen Jahren ist der Aktionsanteil im heimischen Lebensmitteleinzelhandel immer weiter angestiegen. Im internationalen Vergleich liegt Österreich bei den Aktionen im Spitzenfeld, im Vergleich zum Nachbarland Deutschland gibt es hierzulande aber deutlich mehr Sonderangebote.
Das liegt Cerha zufolge an der hohen Supermarktdichte: „Die Konsumenten können frei wählen, wo sie einkaufen.“
Die Angebote verfälschen auch etwa Preisvergleiche zwischen den …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft