Raiffeisen Continuum finanziert Übernahmen und steigt nach fünf bis sieben Jahren wieder aus. Volumen wurde auf 45,5 Millionen Euro aufgestockt.
In den nächsten Jahren werden mehr als 50.000 Unternehmer in Österreich in Pension gehen, viele von ihnen ohne Nachfolger innerhalb der Familie. Hier setzt der im Jahr 2020 von Bank-Manager Boris Pelikan gegründete Nachfolge-Fonds „Raiffeisen Continuum“ an, der von Raiffeisenbank International (RBI) aufgelegt wurde.
„Wir ermöglichen es verdienten Mitarbeitern eines Unternehmens, dieses zu übernehmen, wenn in der Familie kein Nachfolger vorhanden ist“, sagt Boris Pelikan zum KURIER. „Sollte sich auch im Unternehmen selbst kein geeigneter Nachfolger finden, verfügt Raiffeisen Continuum über eine umfangreiche Datenbank mit mehr als tausend potenziellen Nachfolgern.“
Jetzt wurde der Nachfolgefonds finanziell aufgestockt. Raiffeisen-Landesbanken und regionale Raiffeisenbanken haben in den Nachfolge-Fonds weiter investiert. So konnte das Fondsvolumen auf 45,5 Millionen Euro verdreifacht werden.
Die Bewertung
„In der ersten Phase wird jedes Unternehmen detailliert bewertet, um den realen Wert und das Potenzial für eine erfolgreiche Nachfolge zu ermitteln“, sagt Pelikan. „Dieser Prozess beinhaltet eine tiefgehende Analyse der finanziellen, operativen und strategischen Aspekte des Unternehmens.“
Nach der Bewertung folgt die Strukturierung der Übernahme, bei der der Fonds eng mit den Nachfolgern zusammenarbeitet, um eine entsprechende Finanzierungs- und Beteiligungsstruktur zu entwickeln.
Betriebswirtschaftliche Beratung
Außerdem bietet der Fonds den neuen Eigentümern in den ersten Jahren eine betriebswirtschaftliche Beratung, strategische Planung und den Zugang zu einem Netzwerk erfahrener Unternehmer und Experten.
In jenen Fällen, in denen der potenzielle Nachfolger finanziell nicht in der Lage ist, die gesamten Anteile auf einen Schlag zu erwerben, übernimmt Raiffeisen Continuum zunächst bis zu 90 Prozent Anteile. Die Anteile werden dann in der Regel fünf bis sieben Jahre gehalten. „Bis der Nachfolger seinen Kredit abbezahlt hat und über neue Kapazitäten zur Schuldentilgung verfügt, um die Anteile von Raiffeisen Continuum zurückzuerwerben“, sagt Pelikan.
Raiffeisen Continuum Management GmbH/Sabine Klimt
Boris Pelikan
750 Anfragen pro Jahr
Rund 750 Nachfolge-Anfragen erhält der Fonds pro Jahr. Bisher wurden 13 Nachfolge-Finanzierungen durchgeführt, drei bis vier weitere sollen heuer noch erfolgen. „So konnten wir die Unternehmensnachfolge des Weltmarktführers im Bereich 3D-Betondruck, MAI in Kärnten ermöglichen“, sagt Pelikan. „Dieses hochinnovative Unternehmen wurde erfolgreich in die nächste Generation überführt.“
Auch bei der Salzburger Pharmaglas konnte ein Manager als Übernehmer einsteigen. Pharmaglas ist einer von nur zwei Herstellern von Glasampullen für Impfdosen und Kosmetik in Europa. Raiffeisen Continuum hält 90 Prozent der Anteile, den Rest der Manager. „Er kann sich aussuchen, ob er die Anteile von uns zurückerwirbt oder gemeinsam mit uns die Firma an einen Dritten später weiterverkauft“, sagt Pelikan. Außerdem hat sich der Fonds mit 35 Prozent am Pharma-Großhändler Splipharm beteiligt, bei dem ein Nachfolger aus dem Unternehmen „derzeit aufgebaut wird“.
Modell für Apotheken
Aber auch für Apotheken hat der Fonds ein Nachfolgemodell entwickelt. „In Österreich gibt es 1.415 Apotheken, von den jährlich etwa acht Prozent altersbedingt übergeben werden müssen“, sagt Pelikan. „Oft bürgen Pharmafirmen bei Apotheken-Übernahmen für den Kredit, aber die Bedingung ist, dass der Apotheker im Gegenzug nur bei diesem Pharmaunternehmen einkauft. Der Apotheker ist damit geknebelt. Bei uns ist das nicht der Fall.“
Source:: Kurier.at – Wirtschaft