BMW: Ohne Antriebsvielfalt sind Arbeitsplätze in Gefahr

Wirtschaft

Der Verkehrssektor ist das große Problemkind beim Klimaschutz. Bei der Energieerzeugung, in der Industrie, im Gebäudebereich und in der Abfallwirtschaft sind die Emissionen seit den 90er-Jahren gesunken, im Verkehr sind sie stark gestiegen. Die EU wollte dieser Entwicklung eigentlich mit jährlich reduzierten Emissionsgrenzwerten für Pkw entgegenwirken. Weil die absatzschwache europäische Autoindustrie dadurch zusätzlich leidet, gibt die EU Autoherstellern künftig drei Jahre Zeit. Am Verbrenner-Aus für Neuwagen ab 2035 will die Politik festhalten. BMW hält das für falsch.

Wahlfreiheit für Mobilitätswende wichtig

Der deutsche Autohersteller, dessen E-Auto-Geschäft eigentlich gut läuft, hat sich bei einer Veranstaltung in Wien gemeinsam mit dem ÖAMTC für Technologieoffenheit ausgesprochen. Für Kritiker beschönigt der Begriff das Festhalten an klimaschädlichen Produkten. Deswegen wird – im Gegensatz zu einer Konzentration auf Elektroantriebe – auch von Antriebsvielfalt gesprochen. Laut BMW sei sie notwendig, um Wertschöpfung und Wohlstand in Europa zu halten und Konsumenten an Bord zu holen. „Die Mobilitätswende kann nur erfolgreich sein, wenn es ein Miteinander gibt, kein ideologisch geprägtes Entweder – Oder“, sagt Klaus von Moltke, Geschäftsführer der BMW Motoren GmbH.

Laut BMW können Klimaziele auch dann erreicht werden, wenn Kunden zwar Automodelle mit Verbrennungsmotor wählen, aber dafür nachhaltige Kraftstoffe tanken. Das könnte in Zukunft etwa HVO-100 sein. Der Kraftstoff kann statt Diesel getankt werden, wird aus Pflanzenprodukten und Wasserstoff hergestellt, und gilt als CO2-neutral. „The Power of Choice“, also die Wahlfreiheit für Konsumenten, soll schaffen, wozu Verbrennerverbote nicht fähig seien.

David Kotrba

Mit der Teilnahme an der „Tour d’Europe“ will BMW beweisen, dass man mit nachhaltigem HVO-100 Kraftstoff durch ganz Europa fahren kann.

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E-Autos gut, aber nicht für alle sinnvoll

Laut Bernd Wiesinger, dem Leiter des Konsumentenschutzes beim ÖAMTC, ist eine klare Mehrheit in der Bevölkerung dafür, dass neue Verbrenner auch nach 2035 zugelassen werden – entweder mit nachhaltigen Kraftstoffen oder weiterhin mit fossilen. Bei Elektroautos gebe es von vielen Konsumenten Vorurteile, die auf die Praxis nicht zutreffen, so BMW, aber E-Autos seien auch nicht für alle Kunden und ihre Nutzungszwecke sinnvoll.

Standortsorgen beim Wirtschaftsminister

Bei Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer rennt der Autohersteller mit dieser Ansicht offene Türen ein. Für ihn ist Technologieoffenheit der Schlüssel, um Autoindustrie, Zulieferindustrie und Arbeitsplätze am Standort Österreich zu halten. „Dass ein Weltkonzern wie BMW im kleinen Österreich ein Werk hat, darauf kann man stolz sein und man muss dankbar sein“, sagt Hattmannsdorfer. Von Moltke stimmt zu: „Jeder 2. BMW-Motor kommt derzeit aus Österreich. Er könnte auch woanders herkommen.“

Im Sinne der Standortsicherung plädiert Hattmannsdorfer für eine Reformierung des EU-Beihilfenrechts, das derzeit die Entwicklung von neuen Motoren erschwere. In Steyr, wo derzeit 1,2 Millionen Verbrennungsmotoren pro Jahr vom Band laufen, sollen künftig vermehrt Elektromotoren produziert werden. BMW baut neue Fertigungslinien auf, die heuer in Betrieb gehen und künftig bis zu 600.000 E-Motoren pro Jahr herstellen sollen. Wieviel genau, das hänge ganz von der Nachfrage am Markt ab, so von Moltke.

Mehr Tankstellen für Wasserstoff und HVO-100

Neben E-Autos mit Batterie will BMW künftig auch stärker auf E-Autos mit Brennstoffzelle und Wasserstoff setzen. 2028 soll ein entsprechendes Automodell auf den Markt kommen. Österreich wird als einer der Zielmärkte gesehen, obwohl es mit der Wasserstoffinfrastruktur hierzulande sehr …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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