Das Desaster der ÖBB-Teilkonzerns Rail Cargo

Wirtschaft

„Vorsichtig formuliert, nicht ganz rosig“ sei der Ausblick für die Rail Cargo bis 2027, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä vor wenigen Wochen bei der Präsentation der Bilanz. Das ist stark untertrieben. Roman Hebenstreit, Chef der Verkehrsgewerkschaft vida, formuliert drastischer: „Der Schienengüterverkehr stirbt. Zwar langsam, aber er stirbt. Wenn nicht radikale Maßnahmen gesetzt werden, in Europa und in Österreich.“

Im Vorjahr fuhr die 6.000 Mitarbeiter große Rail Cargo Group (RCG), ein Teilkonzern der heimischen Staatsbahn, einen Verlust von 24,5 Millionen Euro ein. Das allein für Jänner und Februar 2025 budgetierte Minus (EBT, Ergebnis vor Steuern)

von 20 Millionen Euro wurde von der Realität mit einem Verlust von 30 Millionen rasant überholt. Trend weiter steigend.

Lage verschärft

Die Rail Cargo hat seit Jahren Probleme, doch die Rezession verschärft die Lage drastisch. Die Transportmengen liegen deutlich hinter den Planungen, erstellt nach den zu optimistischen Prognosen der Wirtschaftsforscher.

Obendrein brach der Agrarlogistikmarkt zusammen. Die RCG war im Vorjahr mit 200.000 Tonnen pro Monat die Nummer eins bei den Agrartransporten für die Ukraine. Jetzt aber fahren die Getreideschiffe wieder. „Der Agrarlogistikmarkt befindet sich aktuell in einer seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie da gewesenen Ausnahmesituation“, erklärt RCG-Sprecherin Maria Magdalena Pavitsich.

Die Wirtschaftsflaute drückt natürlich auch die Transportmengen auf der Straße, die Frächter haben freie Kapazitäten und ein Überangebot an Lkw. Und die Baustellen der sich in einem katastrophalen Zustand befindlichen Deutschen Bahn werden die ÖBB bis 2027 tangieren. Die zahlreichen Umleitungsstrecken verursachen enorme Mehrkosten.

Besonders schwierig sei die Lage bei Einzelwagenverkehr, Intermodalverkehr und der Rollenden Landstraße (Rola), die im direkten Wettbewerb zu Straße stehen, argumentiert Pavitsich. Das Transportgut wird direkt bei den Unternehmen mit Gleisanschlüssen) abgeholt und zugestellt. Der größte Konkurrent seien nicht andere Bahnen, „sondern der Lkw“.

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Ruf nach höheren Beihilfen

Für diese Bereiche gibt es vom Bund alljährlich Förderungen, zuletzt mehr als hundert Millionen. Zu wenig, moniert man bei der RCG dringend eine kräftige Erhöhung. Die Beihilfen seien seit 2019 nicht valorisiert worden, die Kosten aber um 30 bis 50 Prozent gestiegen. RCG-Chef Clemens Först, ein ehemaliger McKinsey-Manager, will selbst lieber keinen Kommentar abgeben.

In der Regierung wird über das Thema noch verhandelt. Eine Aufstockung der Beihilfen erscheint vor dem Hintergrund der angespannten Budgetlage allerdings sehr fraglich. Man werde seitens des Eigentümers gemeinsam mit den ÖBB an einer Lösung arbeiten, hört man aus dem Ministerium von Peter Hanke (SPÖ). Ziel müsse sein, die Logistik auf der Schiene attraktiv beizubehalten.

Effizienz und Flexibilität steigern, neue Kundengruppen ohne eigenen Bahnanschluss, mittelständische Unternehmen – damit will die RCG gegensteuern. Die Flotte an Waggons und Loks, viele von Fremdfirmen angemietet, soll verkleinert werden, natürliche Abgänge bei Mitarbeitern derzeit nicht nachbesetzt werden. Sowie die Infrastruktur europaweit verbessert werden. „Einen Zug durch Europa zu fahren muss so einfach sein wie einen Lkw“ (Pavitsich).

Würde man den Einzelwagenverkehr einstellen, „bedeutet das 2,7 Millionen Lkw-Fahrten mehr“, rechnet Hebenstreit vor und warnt bei Nicht-Erreichen der Klimaziele vor Milliardenstrafen für Österreich. Er fordert „so etwas wie ein Klimaticket für Güter“. Kosten für die Staatskasse 400 bis 500 Millionen.

Bei aller Misslichkeit ist die Rail Cargo aber noch besser unterwegs als etliche Konkurrenten in der EU. Die Deutsche …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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