
Im Hochsommer herrscht beim Gemüsebauern Paul Sterkl Hochbetrieb. Die warmen Temperaturen und das viele Sonnenlicht lassen seine Salate besonders schnell wachsen. 15 verschiedene Sorten stehen bei Sterkl auf mehr als 20 Hektar Land. Der KURIER hat seine Felder im niederösterreichischen Statzendorf besucht und mit dem Landwirt darüber gesprochen, wie sich der Gemüseanbau durch den Klimawandel verändert.
Jede Woche pflanzt Sterkl in der Zeit von Mai bis August neue Pflänzchen an. Geerntet werden die fertigen Salatköpfe täglich auf Bestellung. Denn das Blattgemüse lasse sich kaum lagern. Das sei in den letzten Wochen, die besonders wachstumsintensiv waren, auch schon zum Problem geworden.
Wenn es zu wenig Nachfrage für die Menge an erntefähigem Salat gibt, muss Sterkl die überschüssigen Köpfe auf dem Feld zerhäckseln und in den Boden einarbeiten. Das sei zwar schade, wie Sterkl sagt, aber wirtschaftlich notwendig, da die arbeitsintensive Ernte teuer sei. Gleichzeitig würde ein Überangebot an Salat den Preis drücken.
Extremwetterereignisse nehmen immer mehr zu
Unregelmäßige Wachstumsphasen werden durch den Klimawandel mit jedem Jahr häufiger. Genauso auch Extremwetterereignisse wie Trockenperioden oder Starkregen.
Marlene Liebhart
Sterkl kauft die Plänzchen bei einem Jungpflanzenzüchter und erhält sie fertig zum einsetzen in einem Erdpressblock.
„An einem Tag muss man die Felder stark bewässern, am nächsten muss man die großen Wassermengen vom Feld wegbekommen“, beklagt Sterkl. Gleichzeitig gefährden Überschwemmungen oder Hagel immer häufiger die Ernte.
Neben dem Wetter verändern sich durch den Klimawandel auch die Schädlinge. In den vergangenen Jahren haben sich in Europa mehrere Arten angesiedelt, die hier zuvor nicht heimisch waren. Sterkl nutzt zur Abwehr Pflanzenschutzmittel. Doch dieses wirkt nicht immer.
Dieses Problem kennt auch Karl Auer, Präsident des Bundesgemüsebauverbands. Die Landwirte seien den neuen Schädlingen zum Teil schutzlos ausgeliefert, weil die in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen einige neue Arten gar nicht wirken würden, sagt Auer dem KURIER.
Das liege an vergleichsweise strengen Regelungen rund um Pflanzenschutzmittel hierzulande, die etwa auch restriktiver seien als im Nachbarland Deutschland. Im Ergebnis stünden heimische Bauern vor denselben Herausforderungen wie ihre ausländischen Kollegen, hätten aber nicht dieselben Möglichkeiten zur Abwehr, erklärt Auer.
Marlene Liebhart
Hagelnetze werden immer wichtiger, um die Ernte vor Schäden zu schützen.
Ausländische Konkurrenz im Supermarkt
Das führe immer wieder zu Ernteausfällen. Die ausländische Ware, die mit Mitteln behandelt wurde, die hierzulande nicht zugelassen sind, landet trotzdem häufig in den heimischen Supermarktregalen.
Zu den geringeren Erntemengen der einzelnen Landwirte kommt dann noch das höhere Lohnniveau in Österreich, weswegen die ausländische Ware oft günstiger angeboten wird als regionale Produkte. „Das ist natürlich belastend für die Branche“, sagt Auer.
Dass die Preise für Gemüse in den vergangenen Jahren zum Teil stark angestiegen sind, bereitet Auer Sorgen. Zwar seien viele Österreicher bereit, für die heimischen Produkte mehr zu bezahlen, trotzdem stoße man langsam an die finanziellen Grenzen der Konsumenten: „Wir wollen ja keine Luxusprodukte anbieten, sondern gute Nahrungsmittel für alle Menschen.“
Cherrytomaten deutlich teurer, Eissalat günstiger
Die Gemüsepreise entwickeln sich aktuell im Vergleich zum Vorjahr je nach Sorte unterschiedlich. Einfluss habe der Arbeitsaufwand bei der Produktion.
Aus diesem Grund sind etwa Cherrytomaten, die statt an der Rispe einzeln geerntet werden müssen, 2025 um mehr als ein Viertel teurer als im Vorjahr, so die AMA-Großhandelspreise. Eissalat …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft