Kahlschlag und Zwangsarbeit: Wie sauber ist Ikeas Möbelproduktion?

Wirtschaft
Eine Drohnenaufnahme zeigt die Abholzung in rumänischen Urwäldern

Ob der einsame Förster, der durch schwedische Wälder spaziert, oder die sympathische Familie im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer – In ihren Werbespots verspricht die Möbelkette Ikea Harmonie, Nachhaltigkeit und skandinavisches Design für jedermann. Doch dieses idyllische Image bröckelte in der Vergangenheit immer wieder.

Seit der Eröffnung der ersten Ikea-Filiale 1958 in Schweden setzt Ikea auf ein einfaches Erfolgsrezept: Große Mengen an Produkten und niedrige Preise. 

Fast 2.000 neue Artikel bringt die Kette jährlich neu auf den Markt. Und diese kann sie günstig anbieten – etwa weil Kunden ihre Möbel selbst aufbauen, was Personal- und Lagerkosten einspart.

Möbel werden immer mehr zu Wegwerfartikeln

Was Design-Experten eine „Demokratisierung des Designs“ nennen – also gutaussehende Einrichtungsstücke auch für kleines Budget – bezeichnen Umweltorganisationen als „Fast Furniture“ (zu Deutsch etwa „schnelllebige Möbel“). 

Die Kritik: Eine zu geringe Lebensdauer der Ikea-Produkte, kurzlebige Einrichtungstrends und niedrige Preise würden dazu führen, dass Möbel immer mehr zu Wegwerfartikeln verkommen. 

Dass das Angebot des Unternehmens nicht-nachhaltigen Konsum fördere, weist Ikea zurück. „Wir bieten kostengünstige Produkte an und sind stolz darauf. Niedrige Preise bedeuten jedoch nicht zwingend ’nicht nachhaltig‘ zu sein. Wir erreichen Nachhaltigkeit durch Bemühungen in jedem Schritt entlang unserer Wertschöpfungskette“, heißt es vom Unternehmen auf KURIER-Anfrage. 

Wiederverwenden, reparieren, recyceln

Ikea setze etwa auf Produkte, die wiederverwendet, repariert oder recycelt werden können. Durch Ersatzteile oder etwa Pflege- und Reparaturprodukte soll die Lebenserwartung der Möbelstücke gesteigert werden. 

Und auch bei der Auswahl der Materialien will Ikea auf Nachhaltigkeit setzen. Laut Angaben des Unternehmens sind 56 Prozent der verwendeten Materialien erneuerbar, 17 Prozent sind recycelt. Gerade wegen seinen erneuerbaren Rohstoffen geriet das Unternehmen in jüngerer Vergangenheit in Kritik.

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Urwälder für Möbel abgeholzt

Im April 2024 äußerte die Umweltorganisation Greenpeace schwere Vorwürfe gegen den schwedischen Konzern, weil dessen Zulieferer in Rumänien für ihre Möbel Holz aus alten, besonders artenreichen Urwäldern nutzen würden. Laut Greenpeace-Recherche wurden 30 Produkte dieser Lieferanten in Möbelhäusern in 13 Ländern gefunden.

Ikea hat seine rumänischen Zulieferer in Folge überprüft. Dabei wurden laut dem Unternehmen keine Verstöße festgestellt: „Die in dem Greenpeace-Bericht beschriebenen Beschaffungspraktiken sind legal und entsprechen sowohl den lokalen als auch den EU-Vorschriften und sind zusätzlich vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert.“

Greenpeace

Eine Drohnenaufnahme von Greenpeace zeigt die Abholzung in rumänischen Urwäldern.

Greenpeace wirft Ikea Greenwashing vor

Für Greenpeace war die Überprüfung der Sub-Unternehmer nicht ausreichend. Greenpeace-Waldexpertin Dorothea Epperlein wirft dem Konzern Greenwashing vor. „Ikea schmückt sich mit einer angeblichen Nachhaltigkeit, während gleichzeitig wichtige Waldgebiete einfach zerstört werden. Diese Wälder sind für den Planeten viel zu wertvoll, um zuerst zu kurzlebigen Möbel und dann weggeworfen zu werden“, sagt Epperlein dem KURIER. 

Zwar würden Ikea und seine Zulieferer nicht gegen Gesetze verstoßen, doch seien die Schutzbestimmungen für Wälder unzureichend und Schutzgebiete insgesamt zu klein. Auch die Regelungen des FSC-Siegels empfindet Epperlein als „nicht streng genug“.

Kritik wegen Zwangsarbeit in der DDR

Doch nicht nur wegen der Abholzung stand Ikea in der Vergangenheit in der Kritik. Vor mehreren Jahren wurde etwa bekannt, dass Ikea – wie andere Möbelhersteller auch – von Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen profitiert hatte. 

Der Konzern kündigte im vergangenen Oktober an, aufgrund dessen sechs Millionen Euro zum geplanten bundesweiten Härtefonds für Opfer der SED-Diktatur in Deutschland beizusteuern.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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