
„Gib mir Vorschläge für ein gesundes Abendessen für vier Personen, das sich in 30 Minuten zubereiten lässt“ – solche Anfragen werden KI-Programmen wie ChatGPT immer häufiger gestellt. Der Boom rund um künstliche Intelligenz verlangt enorme Rechenleistungen. In aller Welt sprießen deshalb „Data Centers“ aus dem Boden. Der Bau von Rechenzentren ist wirtschaftlich verlockend und auch für Österreich von strategischem Interesse. Mit drei neuen Rechenzentren, die Microsoft südlich von Wien eröffnet, kann das Land einen aktuellen Erfolg verbuchen.
Um ein attraktiver Standort zu sein, muss man Platz, Fachkräfte, wenig Bürokratie und eine gute Integration in das Energiesystem bieten können. Hier sind noch Hürden zu überwinden.
Ökostrom für immer stärkere Prozessoren
Der Strombedarf von Rechenzentren weltweit soll sich in den nächsten fünf Jahren auf 945 Terawattstunden verdoppeln, schätzt die Internationale Energieagentur (IEA). 2030 sollen alle Data Centers der Welt pro Jahr mehr Strom verbrauchen als ganz Japan. Im Schnitt sollen Rechenzentren für 20 Prozent des Wachstums beim Strombedarf verantwortlich sein. Österreich kann bei vielen Betreibern mit der Aussicht auf eine Versorgung mit 100 Prozent Ökostrom punkten, sagt Rüdiger Linhart, stellvertretender Spartenobmann für Informationstechnologie in der Wirtschaftskammer Wien. Dank des Ausbaus erneuerbarer Energien werde auch in Zukunft genug Ökostrom zur Verfügung stehen.
Für die KI-Entwicklung sind allerdings sehr hohe Leistungen notwendig, erklärt Walter Kasal von NTT Data Centers und Mitglied der Austrian Data Center Association (ADCA). Die aktuell größten Rechenzentren Österreichs kommen auf Anschlussleistungen von 20 Megawatt oder mehr. Wien hat sich allerdings als Standort für eine von fünf „KI-Gigafactories“ beworben, die in der EU entstehen sollen. „Da rechnen wir mit 300 Megawatt Leistung“, so Kasal. Das entspricht dem Bedarf von rund 180.000 Haushalten. Dafür 100 Prozent Ökostrom bereitzustellen, sei schon schwieriger. Rechenzentren haben einen sehr konstanten Stromverbrauch, während die Verfügbarkeit von Solar- und Windkraft schwankt.
Warten auf die Anschlussleistung
Neben der verfügbaren Menge an Strom ist auch die Lieferung herausfordernd. Betreiber neuer Rechenzentren müssen um Anschlussleistungen bei Netzbetreibern anfragen und sich dabei diskriminierungsfrei in eine Warteschlange einordnen. Auf Zusagen wartet man oft lange, weshalb findige Immobilienentwickler diesen Prozess früh beginnen. Wenn Leitungskapazität reserviert wurde, steht sie anderen Interessenten nicht mehr zur Verfügung – auch wenn Projekte auf die lange Bank geschoben werden. Der Umstand wirkt abschreckend für internationale Betreiber, die am Standort Österreich interessiert wären, sagt Kasal.
APA/AFP/CLEMENT MAHOUDEAU
Rechenzentren sind äußerlich meist absichtlich unauffällig und rundherum schwer gesichert.
Für neue Rechenzentren müssen auch neue Leitungen verlegt werden. Ausfallsicherheit ist oberstes Gebot, weshalb bei großen Projekten Verbindungen zu mehreren Umspannwerken hergestellt werden. Im Normalfall zahlen Betreiber die Errichtungskosten selbst. Um internationale Unternehmen nach Österreich zu holen, ließen sich aber auch Lösungen finden, bei denen die öffentliche Hand einen Teil der Kosten übernimmt, meint Linhart.
Abnehmer für Abwärme gesucht
Ein großer Teil der Stromversorgung und der Betriebskosten für Rechenzentren fließt in die Kühlung der Prozessoren. Damit die entstehende Wärme nicht einfach in die Umgebung verpufft, wird in Österreich eine Pflicht zur Abwärmenutzung angedacht. Ein gutes Beispiel dafür ist die Verbindung eines Rechenzentrums von Digital Realty mit dem Krankenhaus Nord in Wien. Die Abwärme der Rechner wird über Wärmepumpen zum Heizen des Spitals verwendet. Das …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft