
Die gute Nachricht: 2024 prognostiziert Unternehmensberater Kienbaum unseren Gehältern ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Nur leider nicht aufgrund unserer guten Leistung.
Noch bevor die Gewerkschaften ihre diesjährigen KV-Verhandlungen starten (Auftakt machen die Metaller am 25. September), hat der internationale Unternehmens- und Personalberater Kienbaum eine Gehaltsprognose für 2024 erstellt. 832 österreichische Unternehmen wurden befragt, wie und warum sich Gehälter im kommenden Jahr entwickeln – mit teils überraschenden Resultaten, verrät der Vergütungsexperte Alfred Berger von Kienbaum in Wien.
6,5 Prozent mehr
2024 soll sich die Inflation bei maximal vier Prozent einpendeln, Gehälter steigen weiter überdurchschnittlich. Rund 6,5 Prozent prognostiziert Kienbaum für Österreich (in Deutschland sind es fünf Prozent), wobei die Führungs- und Management-Gehälter weniger profitieren als die der Fachkräfte. „Man sieht eine starke Erhöhung bei den Spezialisten, also bei allen, die am unteren Ende der Führungsspanne sind“, sagt Berger. Diese dürften eine Erhöhung von durchschnittlich 7,5 Prozent erwarten, im Top-Management sind es 6,3 Prozent.
Preis statt Performance
Während es früher die Performance des Unternehmens oder des Individuums war, die Gehälter in die Höhe trieb, sind es diesmal die gestiegenen Preise und die wirtschaftliche Situation. Das war zu erwarten, so Berger, überraschend sei aber, dass die persönliche Leistung so viel an Relevanz eingebüßt hat.
Denn die Performance landet mit neun Prozent auf dem vorletzten Platz der Gehaltstreiber. Um hohe Leistung dennoch zu entlohnen, soll 2024 deshalb vermehrt auf variable Vergütungen, wie Boni und Gewinnbeteiligungen, gesetzt werden. „Man sieht eindeutig, dass die steuerfreie Erfolgsbeteiligung, die bei 3.000 Euro liegt, stark genutzt wird“, analysiert Berger.
Eine Frage der Branche sind Gehaltssteigerungen 2024 übrigens nicht, sagt Berger. Auch wenn man mit positiven Ausreißern im Finanzbereich oder in der Industrie kalkuliert hätte, räumt der Kienbaum-Geschäftsführer ein: „Wir haben keine Spitzen gesehen.“
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Augenmerk auf den All-in
Insgesamt sei mit einem Reallohnplus von drei Prozent zu rechnen. „Das ist sicherlich höher, als wir es bisher gekannt haben“, analysiert Berger, der deshalb von einer kaufkraftwirksamen Erhöhung spricht.
Stark im Fokus werden 2024 wiederum All-in-Abgeltungen stehen. Denn auch, wenn Löhne zuletzt um bis zu elf Prozent gestiegen sind, kamen diese bei Angestellten mit All-in-Pauschalen oft nicht an, erklärt Alfred Berger. „Die Grundvergütung wurde erhöht, aber die Überzahlung ist zurückgegangen“, sagt der Experte. „Das ist oft die einzige Möglichkeit, wo Unternehmen zusätzlich sparen können.“
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Source:: Kurier.at – Wirtschaft