
In kleinen Schritten will die OMV „Forward for Good“ schreiten und ihr Geschäft mit Öl, Gas und Kunststoffen immer klimafreundlicher gestalten. Martijn van Koten besitzt dabei eine Schlüsselrolle. Mit „Fuels & Feedstock“ und „Chemicals“ leitet er zwei der drei großen Geschäftsbereiche des heimischen Mineralölkonzerns.
Im fossilen Kerngeschäft hat die OMV zuletzt weniger verdient. Nun gehen die Erdölpreise weiter zurück. Wie wird dieses Jahr laufen?
Auch in diesem Jahr sehen wir eine schwache Konjunktur in Europa. Dadurch bewegt sich weniger Frachtverkehr auf der Straße. Auch in China bleibt das Wirtschaftswachstum hinter den Erwartungen zurück. Infolgedessen gelangen vermehrt Ölprodukte aus dem Mittleren Osten auf den europäischen Markt, was zusätzlichen Druck auf die Margen im Raffineriegeschäft ausübt. Wir bemerken aber momentan eine Stabilisierung mit ersten Lichtblicken.
Was sind die Lichtblicke?
Es eröffnen sich neue Chancen. Beispielsweise das Geschäft mit Kerosin, das sehr gut läuft. Zudem sind 25 Prozent der Produktion unserer Raffinerien Rohstoffe für die Chemie. Auch diese Sparte ist ordentlich ausgelastet. Ein weiterer Lichtblick ist unser herkömmliches Tankstellengeschäft mit solider Nachfrage der Konsumenten.
Bei der OMV-Hauptversammlung haben Klimaschützer demonstriert. Haben Sie Verständnis für Menschen, die das fossile Geschäft der OMV kritisieren?
Bei OMV respektieren wir das Recht auf freie Meinungsäußerung und stehen für einen offenen Dialog. Klar ist: OMV will bis spätestens 2050 ein Netto-Null-Unternehmen sein.
Die Chemicals-Sparte haben Sie erst zum März übernommen. Am 3. März erfolgte der Zusammenschluss von Borealis und Borouge. War das ein schwieriger Einstand?
Ich war acht Jahre lang im Borealis-Vorstand und kenne die Chemiesparte der OMV Gruppe deshalb gut. Eine Transaktion wie die geplante Gründung von Borouge Group International aus nächster Nähe zu begleiten ist eine einmalige Erfahrung.
Gibt es jetzt noch einen Bereich in der Chemicals-Sparte, der rein in OMV-Hand ist?
Ja. Wir haben weiterhin unsere Cracker-Anlagen in Schwechat und Burghausen und verkaufen unter anderem Monomere, wie beispielsweise Ethylen und Propylen an Borealis. Wir produzieren auch viele andere Produkte und setzen sie auf dem europäischen Markt ab.
Die OMV hat ihre ReOil-Anlage in Schwechat eingeweiht. Wieso ist die OMV in das chemische Recycling von Kunststoff eingestiegen?
Chemie basiert derzeit noch sehr auf rohölbasierten Rohstoffen. Unser Ziel ist, mehr und mehr Kreislaufwirtschaft zu betreiben. Borealis setzt schon seit Längerem mechanisches Recycling ein, bei dem recycelte Polyolefine vermehrt frischen Polyolefinen beigemischt werden. Mechanisches Recycling hat aber seine Grenzen. Für höherwertige Anwendungen, etwa Isolierungen für Hochspannungskabel oder bei Lebensmittelverpackungen, braucht man hochreine Polyolefine. Da kommt unsere ReOil-Technologie ins Spiel. Wir nutzen dabei nicht recycelbare Plastik-Abfälle und zersetzen sie in ihre Basiskomponenten. Diese kommen dann als Rohstoff in den Steamcracker, wo sie wieder in hochreine Monomere umgewandelt werden.
OMV/JENIA SYMONDS
Beim ReOil-Verfahren werden Kunststoffe wieder in Ölprodukte zurückverwandelt.
Wieviel CO2-Emissionen spart man dadurch im Vergleich zur Verwendung von Rohöl ein?
Je häufiger chemische Produkte in den Kreislauf geführt werden, desto stärker sinken die damit verbundenen Emissionen, und mit jeder Wiederverwertung steigt das Einsparungspotenzial. Doch die CO₂-Reduktion ist nur einer von mehreren Vorteilen. Ein weiterer Aspekt ist die Ressourcenschonung: Durch chemisches Recycling verringert sich die Notwendigkeit, neue fossile Rohstoffe wie Erdöl zu fördern. Zudem leistet das Verfahren einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung. Plastikabfälle gelangen häufig in …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft