
Die Finanzwelt kommt nach dem Kollaps von zwei US-Instituten und den jüngsten Stützungsmaßnahmen für die Credit Suisse nicht zur Ruhe.
Die Turbulenzen im Finanzsektor reißen nicht ab: Auf das Milliarden-Stützungspaket für die angeschlagene Credit Suisse in Europa folgte am Donnerstag eine konzertierte Hilfsaktion für ein weiteres strauchelndes Geldhaus in den USA.
Die Regionalbank First Republic erhält angesichts von Liquiditätssorgen und heftigen Kursverlusten an der Börse eine milliardenschwere Finanzspritze von den größten US-Geldhäusern.
Maßnahme „höchst willkommen“
Die Maßnahme sei „höchst willkommen“ und demonstriere die Widerstandskraft des Bankensystems, hieß es in einer Mitteilung von Finanzministerium und Notenbank Federal Reserve.
In den USA sollen elf Großbanken – darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley – der in Schieflage geratenen First Republic Bank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar (28 Mrd. Euro) beispringen.
Anders als bei der Silicon Valley Bank in Kalifornien und der Signature Bank in New York, die in den vergangenen Tagen von Aufsehern geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt wurden, griff die Bankenbranche hier zunächst selbst ein. Die Behörden dürften jedoch mächtig Druck gemacht haben.
US-Regierung
Seit Tagen bemüht sich die US-Regierung, die Lage zu entspannen – bisher hielt sich der Erfolg in Grenzen. Nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank – dem größten Kollaps eines US-Geldhauses seit der Finanzkrise 2008 – hatte die US-Regierung am Wochenende mit einer weitreichenden Einlagengarantie versucht, die Nerven von Bankkunden im Land zu beruhigen.
Am Donnerstag betonte Finanzministerin Janet Yellen bei einer Kongressanhörung in Washington erneut, dass das Bankensystem stabil und sicher bleibe und kein Grund zur Sorge um Einlagen bestehe. „Die Regierung hat entschiedene und energische Maßnahmen ergriffen“, sagte Yellen.
APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULLIVANNervosität an den Börsen
Doch trotz des beherzten Eingreifens blieb die Nervosität an den Börsen hoch. Dazu trug auch die Krise der Großbank Credit Suisse bei, der die Schweizerische Nationalbank laut Mitteilung vom Donnerstagmorgen ein Hilfspaket in Form von Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd. Euro) zur Verfügung stellte. Bei Credit-Suisse-Aktionären und im europäischen Bankensektor sorgte dies zunächst für etwas Beruhigung, doch an den US-Börsen blieb es turbulent.
Die Aktien der First Republic Bank rutschten zeitweise um weitere 30 Prozent ab. Dank der Hilfsaktion schlossen sie letztlich zehn Prozent im Plus, doch nachbörslich ging es wieder steil bergab.
Die Finanzspritze der US-Großbanken solle First Republic mit Liquidität versorgen und das Vertrauen in das US-Finanzsystem unterstreichen, teilte die Citigroup mit. Konkret beteiligen sich die größten US-Geldhäuser JPMorgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo mit je fünf Milliarden Dollar.
Die großen Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley steuern je 2,5 Milliarden Dollar bei, kleinere Banken wie BNY Mellon, PNC und US Bancorp je eine Milliarde. Die Unterstützung reflektiere das Vertrauen in First Republic und in das US-Bankensystem insgesamt, hieß es in der Citi-Mitteilung.
Rekordsummen zur Notliquiditätsversorgung
Wie angespannt die Situation im US-Bankensektor zuletzt war, zeigte sich am Donnerstag an Daten der Notenbank. In den sieben Tagen bis 15. März gab die Fed über ihr als Diskontfenster bezeichnetes Programm zur Notliquiditätsversorgung die Rekordsumme von 152,85 Milliarden Dollar an Finanzinstitute …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft