
Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat ihr Kreditportfolio in Russland nach eigenen Angaben zuletzt weiter reduziert und damit den mit der EZB vereinbarten Zeitplan übertroffen. Auch das Einlagenvolumen nahm weiter ab, schrieb das Geldhaus anlässlich der Zahlenveröffentlichung für das erste Quartal 2025 in einer Aussendung. Aufgrund einer deutlichen Rubelaufwertung in diesem Zeitraum seien diese Reduzierungsfortschritte aktuell aber nur in lokaler Währung sichtbar.
Um die Kundeneinlagen weiter zu verringern, zahle die Raiffeisenbank Russland ihren Kunden keine Guthabenzinsen, hieß es von der Bank. Dennoch erwirtschafte die Russland-Tochter weiterhin hohe Zinserträge, „weil sie auf Wunsch der EZB ihre Überschussliquidität bei der russischen Zentralbank anlegt, wo diese mit 21 Prozent verzinst werden“. Dementsprechend ergebe eine Kombination „aus hohen Zinserträgen auf die Einlagen bei der russischen Zentralbank und die Nullzinspolitik gegenüber ihren Kunden“ 70 Prozent des Zinsüberschusses der Raiffeisen Bank Russland im ersten Quartal.
RBI-Chef Strobl: Setzen Russland-Rückzug fort
„Wir setzen den Geschäftsabbau in Russland ungeachtet der geopolitischen Entwicklungen kontinuierlich fort“, sagte RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl. „Parallel zum Geschäftsabbau arbeiten wir weiterhin an einem Verkauf unserer russischen Tochterbank und sprechen mit mehreren Interessenten. Es bleibt abzuwarten, ob die geopolitischen Entwicklungen den Ausstieg aus Russland erleichtern werden“, erklärte der Manager.
Keine weitere Ergebnisbelastung durch Causa Rasperia
Die Causa Rasperia schlug im ersten Quartal nicht weiter auf die Erfolgsrechnung durch. Nach der Bestätigung des erstinstanzlichen Urteils, das die russische Raiffeisenbank zu einer Schadenersatz-Zahlung von 2,044 Mrd. Euro verpflichtet, hat diese bereits Berufung in der nächsten Instanz eingelegt. Außerdem werde der RBI-Konzern seine Klage gegen den russischen Strabag-Aktionär Rasperia demnächst in Österreich finalisieren.
Hintergrund der Causa ist eine Klage der Rasperia gegen die Strabag, österreichische Mitaktionäre im Baukonzern sowie die Raiffeisenbank Russland. Die zumindest jedenfalls in der Vergangenheit vom Oligarchen Oleg Deripaska kontrollierte russische Gesellschaft mit Sitz in Kaliningrad war im Zusammenhang mit EU-Sanktionen im Baukonzern entmachtet worden und wandte sich im vergangenen August an ein russisches Handelsgericht, dessen Zuständigkeit die österreichischen Beklagten anzweifelten.
APA/HELMUT FOHRINGER
Johann Strobl.
Die russische Raiffeisenbank war von Rasperia nur deshalb geklagt worden, weil sie in einem Verwandtschaftsverhältnis zum Strabag-Aktionär Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien steht. Letztere ist Eigentümerin der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, die ihrerseits 25 Prozent am Mutterkonzern der Raiffeisenbank Russland, RBI, hält. Da unter den Beklagten letztlich nur die RBI-Tochterbank in Russland über Vermögen verfügt, waren russische Gerichtsentscheidungen zur Causa letztlich nur für die Bank von Relevanz.
Rasperia-Urteil teilweise vollstreckt
Das Urteil gegen die Raiffeisenbank Russland sei teilweise vollstreckt worden, indem ein Rubel-Äquivalent von rund 1,87 Mrd. Euro von der russischen Zentralbank eingezogen und an Rasperia übertragen worden sei. Dies entspricht dem Rasperia zugesprochenen Schadenersatz ohne Zinsen, die sich auf 174 Mio. Euro belaufen. Auch für die Zinsen könne Rasperia jederzeit die Vollstreckung verlangen. „Es wird erwartet, dass die Verfügungsbeschränkung über die Aktien der Raiffeisenbank Russland, die zur Sicherung der Zahlung von Schadenersatz an Rasperia auferlegt worden war, nach Zahlung des Schadenersatzes plus Zinsen aufgehoben wird“, schrieb die RBI in der Mitteilung.
RBI mit weniger Gewinn im ersten Quartal
Für das erste Quartal 2025 wies die RBI ein Konzernergebnis von 260 Mio. Euro aus, das sind um 14 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Die Ergebnisse der russischen Tochter sind …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft