
Am Mittwoch startet in Shanghai die größte Energiemesse der Welt. Mehr als 500.000 Besucher und 3.600 Aussteller werden bei der Solar New Energy Convention (SNEC) in der chinesischen Metropole erwartet. Darunter die Platzhirschen aus China. Ob bei Modulen, Wechselrichtern oder Batteriespeichern, Hersteller aus Fernost haben in den vergangenen Jahren die Branche dominiert.
Zuletzt gerieten sie ins Gerede – weil in den USA in Solaranlagen aus China verdächtige Kommunikationskomponenten in Wechselrichtern entdeckt wurden. Im schlimmsten Fall könnten sie dazu genutzt werden, ein Blackout herbeizuführen, wurden Quellen aus US-Behörden zitiert. Von welchem Hersteller die in den USA untersuchten Geräte stammen, ist nicht bekannt. Für Verunsicherung sorgten sie auch bei österreichischen Kunden des chinesischen Produzenten Huawei.
„Keine Hintertüren“
„Es melden sich viele Leute bei uns“, sagt Michael Nowak, Sprecher des chinesischen Konzerns in Österreich. Für die Wechselrichter von Huawei schließt Nowak Hintertüren aus. Huawei bei Wechselrichtern global einen Marktanteil von fast 30 Prozent, hierzulande sind es nach Unternehmensangaben deutlich weniger.
Die Geräte wandeln den in Solarmodulen erzeugten Gleichstrom (DC) zu Wechselstrom (AC) um. Sie steuern auch, wo der Strom hingelenkt wird. Ob er etwa in das Stromnetz eingespeist wird oder ob er im Haushalt verbraucht wird. Werden sie manipuliert, kann das dramatische Folgen für das Stromnetz haben.
40 Prozent der Kunden von Huawei in Österreich würden ihre Wechselrichter gar nicht mit dem Internet verbinden, sagt Nowak. Die Vorwürfe seien weit hergeholt und technologisch schwer nachvollziehbar. Tatsache ist aber auch, dass die Photovoltaik-Infrastruktur als verwundbar gilt.
In den vergangenen Jahren wurden europäische Hersteller zunehmend aus dem Geschäft gedrängt. Zuletzt meldeten die deutschen Tochtergesellschaften des Schweizer Modulproduzenten Meyer Burger Insolvenz an. 600 Mitarbeiter sind betroffen. Bei Solarmodulen beträgt der Marktanteil chinesischer Produkte mittlerweile weit über 90 Prozent. Bei Wechselrichtern gibt es in Europa und in Österreich, etwa mit dem Hersteller Fronius, noch Konkurrenten.
Vorwürfe gegen chinesische Hersteller, wonach Bauteile unter Produktions- oder Materialkosten verkauft würden, weil es üppige Subventionen vom Staat gebe, stellt Nowak für Huawei in Abrede. China fördere die Forschung, ebenso wie auch andere Länder. Konzernweit wurden zuletzt 23 Mrd. Euro in den Bereich investiert. Günstigere Preise würden auch durch die erzeugten Mengen ermöglicht. Man könne ganz anders skalieren als kleine und mittlere europäische Firmen.
„Klimaziele abschminken“
Wenn Europa die Energiewende alleine schaffen und den PV-Bereich autark gestalten wolle, werde man Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückfallen. „Ohne globale Zusammenarbeit können wir uns sämtliche Klimaziele abschminken“, meint Nowak. Europa habe auch bei Weitem nicht alle Rohstoffe, die es für die Klimawende brauche.
Einen „Made in Europe“-Bonus, mit dem ab Juni in Österreich PV-Anlagen gefördert werden sollen, die europäische Komponenten beinhalten, hält man für sinnvoll. Wenn er fair und transparent umgesetzt werde und andere Hersteller nicht komplett ausgeschlossen werden. Über das Auslaufen der Umsatzsteuerbefreiung bei PV-Anlagen in Österreich ist man bei Huawei nicht glücklich. Es sei aber noch zu früh, um die Auswirkungen beziffern zu können.
Gedämpfte Stimmung in der Branche
In China ist die Stimmung in der Branche unterdessen gedämpft. Das Überangebot der letzten Jahre drückt die Preise. Im Jahresvergleich betrug das Minus im Mai 30 Prozent. Die Produzenten haben mit Verlusten zu kämpfen.
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Source:: Kurier.at – Wirtschaft