
Hans. K. Reisch beanstandet die hohen Investitionen für das Sammelsystem. Umsatz und Gewinn legten im Vorjahr deutlich zu.
Der Chef des Spar-Konzerns, Hans. K. Reisch, spricht im KURIER-Interview u. a. über Expansion, das neue Einweg-Pfand und die Lage in Ungarn.
KURIER: Ein großes Thema der vergangenen Jahre war die Inflation. Sie schien gebannt, jetzt kommt sie wieder zurück. Bei Lebensmitteln ist sie zwar unter dem Durchschnittswert, aber fürchten Sie nicht Zweitrundeneffekte, sodass auch hier wieder die Preise steigen?
Hans K. Reisch: Wir glauben nicht, die Verhandlungen mit den Lieferanten zeigen aktuell ein stabileres Bild als in der Vergangenheit.
Apropos Preise: Mit Lieferanten NÖM ist wieder alles in Butter?
Ja, wir haben uns schlussendlich geeinigt. Für uns hatte der Lieferstopp keine Auswirkungen. Es ist nur um die NÖM-Produkte gegangen, mit den Eigenmarken wurden wir nach wie vor beliefert.
Spar Veggie erreicht ein Umsatzplus von 13 Prozent. Ist das ein nachhaltiger Trend?
Sowohl der Bereich mit veganen als auch vegetarischen Produkten wird weiterwachsen. Wir sind überzeugt, dass es ein Trend ist, der bleibt. Wir selbst produzieren vegane Extrawurst und veganen Leberkäse auf Basis von Erbsenprotein. Diese Produkte werden alle sehr gut angenommen und schmecken auch wirklich sehr gut.
Die Zahl der Spar-Standorte in Österreich ist de facto gleichgeblieben. Sie wollen aber in Ostösterreich ja neue Märkte bauen. Wann ist es so weit?
Wir werden heuer in Österreich über 400 Millionen Euro investieren und damit unter anderem über 60 Märkte renovieren, ausbauen oder neu eröffnen.
Österreich ist bei der Zahl an Supermärkten in Europa führend. Braucht es wirklich noch weitere Filialen?
Es gibt ja noch immer weiße Flecken, wie zum Beispiel in Wien. Das ist eine wachsende Stadt und wir sind hier noch knapp unter unserem mittelfristigen Ziel von 30 Prozent Marktanteil. Außerdem ist für uns Eigenkonkurrenz immer besser als Fremdkonkurrenz.
Kurier/Juerg Christandl
Das Einweg-Pfand hat Spar inklusive Infrastruktur und Maschinen 62 Millionen Euro gekostet. War das neue System so viel Geld wert und notwendig?
Nein. Weil wir mit der ARA ein toll funktionierendes System mit den gelben Säcken haben, einzigartig in Europa. Leider wurde aber vor allem in Wien keine hohe Sammelquote erreicht. In Tirol liegt sie bei über 90 Prozent.
Wieso kommt die breite Kritik erst jetzt?
Wir haben das neue System immer schon kritisiert. Aber viele merken erst jetzt, welche Bürokratie und welche Investitionen es bedeutet. Kleinere Märkte können die Summen gar nicht investieren. Das wurde zu wenig bedacht. Auf Kundenseite funktioniert die Rückgabe jedoch sehr gut. Wir bieten dabei auch an vielen Standorten eine Möglichkeit zum Händewaschen an, weil ja gerade oft Dosen nicht ganz leer sind.
Die Zahl der Standorte Ihrer Sportkette Hervis sinkt. Mitbewerber haben sich überhaupt vom österreichischen Markt zurückgezogen. Ist der Onlinehandel schuld?
Nein, sondern die generelle Kaufzurückhaltung. Zudem funktionieren die Verleihstationen sehr gut, speziell bei Skiern. Zudem gab es während der Pandemie viele Vorziehkäufe. Viele Händler haben die Läger gefüllt und die Dinge aber dann nicht mehr verkaufen können. Jetzt sitzen sie auf alter Ware. Wir zum Glück nicht. Bezüglich der Zahl der Standorte haben wir uns vor allem von örtlichen Dubletten verabschiedet. Das werden wir heuer im einstelligen Bereich fortsetzen.
Spar betreibt …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft