
Es geht um Siebenschläfer, Schafsnasen oder Perlrenetten und 100 andere … richtig … Apfelsorten.
Die Rede ist vom Apfelkulinarium auf Burg Forchtenstein im nördlichen Burgenland. Die Veranstaltung mit rund 2.000 Teilnehmern war auch im Vorjahr ein voller Erfolg und steht – mit leichtem Augenzwinkern gemeint – stellvertretend für all die großen Tagungen und Kongresse in ganz Österreich, die eben nicht nur in Wien und den Landeshauptstädten stattfinden.
Auch Großkongresse in Alpbach, Steyr, Zell am See, Oberwart, Telfs oder Schladming lockten im Vorjahr wieder jeweils mehr als 1.000 Teilnehmer an, wie Renate Androsch-Holzer, Präsidentin des ACB (austrian convention bureau) erzählt. 85 solcher Großkongresse wurden im Vorjahr österreichweit durchgeführt. Als größtes zertifiziertes Green Meeting galt 2024 der Europäische Radiologenkongress mit 18.500 Besuchern und Besucherinnen.
Es geht aufwärts: Österreichs Tagungsbranche erreichte 2024 neue Höchstwerte und hat das Vorkrisenniveau von 2019 mit insgesamt 27.368 Veranstaltungen (plus 4,7 Prozent gegenüber 2023) überschritten. Kongresse, Firmentagungen und Seminare zusammen brachten rund 1,83 Millionen Teilnehmer (plus 9,9 Prozent) in 713 Veranstaltungsstätten österreichweit. Über die Hälfte (931.449) der Gesamtteilnehmenden wurde von Kongressen generiert.
Geographisch zeigt die Statistik: Rund ein Drittel der Netzwerk- und Fortbildungsveranstaltungen wurde in Wien ausgetragen und zwei Drittel in anderen Bundesländern. Laut Androsch-Holzer leisten speziell die Kongresse (2024: 7.512) einen „wesentlichen Beitrag dazu, Österreichs touristische Nebensaisonen auszugleichen“.
Hohes Potenzial
Das hohe Potenzial dieses Wirtschaftssegments bestätigt auch Sandra Neukart, COO der Österreich Werbung. „Die neue Zahlen des Meeting Industry Reports belegen einmal mehr die internationale Relevanz Österreichs als Meetingdestination. In einer ACB-Umfrage sehen rund 88 Prozent der Befragten Veranstalter gleichbleibende bis steigende Auslastung bis 2027.
Zur Einordnung. Die heimische Tagungswirtschaft generierte 2024 mehr als 3,7 Millionen Nächtigungen (2023: 3,1 Mio.). Der gesamte Tourismus Österreichs steht freilich für 154 Millionen Nächtigungen.
Die selben Probleme
Die Probleme der Branche sind im Wesentlichen dieselben wie generell im Tourismus: Immer kurzfristigere Anfragen, was die Planbarkeit erschwert. Kunden werden immer preissensibler, Budgets werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten knapper. Dazu kommt die angespannte Personalsituation. Androsch-Holzer formuliert das positiv: „Unsere Herausforderung ist, Österreichs Exzellenz zu halten. Wo der Kieselstein im Schuh drückt, sind es die Preissteigerungen durch gestiegene Lohn- und Energiekosten.“
Die längerfristige Entwicklung zeigt: Zwar stieg die Zahl der Kongresse in Österreich seit 2019 signifikant von 7.193 auf 7.512 im Vorjahr, doch die Formate werden immer knapper, die Veranstaltungen immer straffer angewickelt. So kamen 2019 noch durchschnittlich 156 Teilnehmer pro Kongress, die im Durchschnitt 2,11 Tage dauerten. Im Vorjahr waren es durchschnittlich nur noch 123 Teilnehmer, die Dauer sank auf durchschnittliche 1,95 Tage.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft