
Nach 13 Jahren an der Spitze der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich hat der 65-jährige Heinrich Schaller zum letzten Mal die Bilanz seines Instituts präsentiert und dabei auch gleich persönlich Bilanz gezogen. In den Jahren unter seiner Führung stieg die Bilanzsumme um 10 Milliarden auf 49 Milliarden Euro, die harte Kernkapitalquote von 8,8 auf 17,7 Prozent. Und auch das abgelaufene Geschäftsjahr sei „sehr, sehr zufriedenstellend“ verlaufen.
Aufgrund eines „sehr guten Wertpapiergeschäfts“ sei das operative Geschäft auf dem Niveau des Jahres 2023 geblieben, das Jahresergebnis blieb aber 28 Prozent darunter. Schaller erklärt dies mit dem großen Anteil an Beteiligungen (z.B. Rosenbauer, siehe Bericht rechts), die 2023 sehr stark zugelegt hätten.
Die Risikovorsorgen für potenzielle Kreditausfälle wurden um 58 Millionen auf 175,5 Mio. Euro reduziert. Dabei habe sich die Situation bei Unternehmen nicht wesentlich gebessert, so Schaller. „Es gibt eine relativ hohe Anzahl an Insolvenzen.“ Firmenkunden würden nicht sehr stark nach Krediten nachfragen. Und private Immobilienfinanzierungen seien zwar leicht gestiegen, doch das Interesse drücke sich nicht in Abschlüssen aus. Viele potenzielle Kunden könnten sich entweder einen Kredit nicht leisten oder würden auf tiefere Zinsen warten.
Zudem wirke die Kreditvergaberichtlinie KIM noch immer hemmend. Schaller hofft auf Besserung der Lage. Mitte des Jahres läuft zwar KIM aus, doch die Regeln bleiben erhalten. „Das ist völlig unverständlich. Die Kreditregeln gehören weg, die braucht kein Mensch.“ Die Zahl an Privatpleiten sei kaum gestiegen.
Bankensteuer
Ebenfalls zum Abschied sehr verärgert zeigte sich der Manager über die neue Bankensteuer. „Ich verstehe diese Maßnahme überhaupt nicht, das ist eine Willküraktion, die der Wirtschaft schadet. Es weiß niemand, was damit passiert. Außer um Budgetlöcher zu stopfen, hat die Abgabe keinen Sinn.“ Heuer sei die RLB OÖ mit 30 Mio. Euro betroffen. Die Abgabe schwäche den Sektor massiv, da zugleich die Aufsicht die geforderten Kapitalquoten immer weiter nach oben erhöhe.
Und auch die EU bekommt von Schaller ihr Fett ab. Die strengen Taxonomieregeln etwa würden an der Realität vorbeigehen. „Wenn die EU so weiter tut, fährt Europa mit Vollgas an die Wand. Das betrifft jeden Bereich der Regulierung.“ Um die wirtschaftliche Lage Österreichs habe er keine Angst, sie werde in ein bis eineinhalb Jahren durchgestanden sein. „Aber es ist viel zu tun.“
Schaller selbst hätte eigentlich noch bis Jahresende an der Spitze der Bank stehen sollen. Doch nun endet sein Vertrag frühzeitig Ende April, dann übernimmt RLB-Vorstandsmitglied Reinhard Schwendtbauer. „Es hat Sinn gemacht, aber man hätte es auch anders gestalten können.“ Er werde nun „einige Monate Ruhe geben, Reisen und ein bisschen Sport betreiben. Apropos: Medienberichte, wonach er gerne neuer ÖFB-Präsident geworden wäre, stellt er in Abrede.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft