
Die Vienna Insurance Group verzeichnete im Vorjahr im Zuge des Hochwassers das größte Schadenereignis ihrer Geschichte. Dennoch gab es ein deutliches Ergebnisplus.
Mitte September des Vorjahres gab es in weiten Teilen Zentraleuropas, darunter auch Österreich, tagelang extrem starke Regenfälle. Diese hatten weitreichende Überschwemmungen zur Folge, etwa im Tullnerfeld. Die daraus entstandenen Schäden stellten auch die Versicherungen vor große Herausforderungen, auch finanzieller Natur. Alleine etwa für die Vienna Insurance Group (VIG) verursachten sie Schäden von 617 Millionen Euro brutto. „Das ist das größte Schadenereignis in unserer 200-jährigen Geschichte“, sagt Peter Höfinger, stellvertretender Generaldirektor der VIG im Rahmen der Bilanzpressekonferenz 2024.
„Das Hochwasser Boris ist kein Spezifikum unserer Region“, stellt Höfinger klar. „Es gibt einen massiv steigenden Trend.“ Hinzu käme eine höhere Frequenz an kleineren Unwetterschäden. Bis vor einiger Zeit hätte ein Schaden durch Naturkatastrophen von weltweit mehr als 100 Milliarden Dollar als ein außergewöhnliches Katastrophenjahr gegolten. „Inzwischen liegt jedes Jahr über dieser Marke.“
Für Rückversicherer ergebe sich daraus eine sehr negative Performance. Die Konsequenzen: Prämien und Selbstbehalte werden massiv erhöht, um nicht die gesamte Last zu tragen. Die Konditionen der VIG sind laut Höfinger hingegen de facto unverändert geblieben, was im Branchenvergleich ungewöhnlich sei. Daher sei der Nettoeinfluss auf das Jahresergebnis eingeschränkt.
APA/ROBERT JAEGER
Österreich gibt Höfinger zufolge seit dem Hochwasser 2002 jährlich 275 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln für Präventionsmaßnahmen aus. In Deutschland etwa seien es nur 100 Millionen. Das Thema werde von öffentlicher Seite in den Griff bekommen, ist Höfinger zuversichtlich. Die VIG selbst arbeitet seit 2002 mit dem Berater Risk Consult zusammen, um Betriebe zu beraten, wie sie sich vor Gefahren von Umweltkatastrophen bestmöglich schützen können; vor allem jene nahe der Donau. „Auch im privaten Bereich wird man sich mehr damit beschäftigen müssen, wo ein Haus gebaut wird.“
Auch bei der Raumordnung werde es Anpassungen geben müssen, ebenso bei Konditionen und Prämien. Wenn ein Unternehmen selbst Vorsorgemaßnahmen ergreift, bleibe es auch versicherbar, so Höfinger.
Osteuropa
Mit einem Viertel der Prämieneinnahmen und 38 Prozent des Umsatzes habe die VIG noch immer starke Wurzeln in Österreich, sagte VIG-Vorstandschef Hartwig Löger. „Sowohl das Prämienwachstum als auch der Gewinn resultieren aus allen Segmenten und Sparten.“
Und Löger weiter: „Wir haben in der richtigen Region unsere Aktivitäten entwickelt“, verweist er auf das noch immer doppelt so hohe Wirtschaftswachstum in Zentral- und Osteuropa. Nicht ganz zufrieden zeigt er sich mit Ungarn, wo man eine Wertberichtigung vornehmen habe müssen. Grund sei eine Sondersteuer, die seit zweieinhalb Jahren abzuführen sei und jährlich 45 Mio. Euro für die VIG betrage. Jetzt gebe es aber eine Erleichterung, da die Versicherer einen Teil der Steuer erlassen bekommen, wenn sie im Gegenzug in ungarische Staatsanleihen investieren.
Unterm Strich gab es mehr Einnahmen und ein höheres Vorsteuerergebnis (882 Mio.), sodass die Dividende um 10,7 Prozent auf 1,55 Euro je Aktie steigt. Für heuer gibt sich Löger optimistisch und peilt trotz des schwierigen Umfelds eine weitere Ergebnissteigerung auf 950 Mio. bis 1 Mrd. Euro an.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft