Stehen Firmen mit dem Rücken zur Wand, eilen die Finanzer zur Rettung. Und ersetzen dabei immer häufiger die Unternehmensspitze.
Sirenen im Hintergrund. Eine hilflose Frau droht von einem Hochhaus zu stürzen. Helikopter und Einsatzleute sind restlos überfordert. Da ist Superman zur Stelle, zerreißt sein Hemd, Knöpfe springen davon, das gelb-rote „S“ leuchtet entgegen. Wie der Held in das komplette Kostüm gelangt, verschweigt der Schnitt des Regisseurs, doch in Sekundenschnelle ist er bereit für seinen Einsatz. Und die Rettung in letzter Not.
Ganz so heroisch bestreiten die heimischen CFOs ihren Arbeitsweg nicht, räumt Petra Preining, Finanzvorständin des Technologiekonzerns AT&S zu Beginn des Austrian CFO Day ein. (Fast zeitgleich wirft übrigens ihr CEO Andreas Gerstenmayer das Handtuch.) Man würde nicht ins Cape gehüllt ins Büro fliegen. Superkräfte werden dennoch zunehmend gebraucht und genau das ist das Thema des Tages.
Die Zeit der Finanzer ist jetzt
Es ist Dienstag, 24. September. Im Schönbrunner Apothekertrakt trifft sich auf Einladung des Controller-Instituts die oberste Riege heimischer Finanzer, um sich zum Motto „Der Super CFO“ auszutauschen. Die Funktion habe in den vergangenen Jahren eine massive Aufwertung erlebt, ist man sich einig.
Das Bild vom Zahlenstreber? Völlig veraltet. „Chief Financial Officer“ sind „Meister im Umgang mit Risiken und in der Planung von Was-wäre-wenn-Momenten. Sie sind Architekten der Widerstandsfähigkeit und des Wachstums von Unternehmen“, rühmt Personalberatung Egon Zehnder und belegt das mit einer globalen Umfrage:
Über 80 Prozent der CFOs geben an, dass ihre Rolle seit 2019 erheblich gewachsen ist. Den Finanzbereich ergänzen nun Umwelt und Soziales (Stichwort ESG-Reporting), die Kommunikation mit Stakeholdern sowie die Verantwortung für Personal, Produktion, Marketing und Vertrieb. Der CFO wurde zum wichtigsten strategischen Partner für den CEO, gelangt vermehrt ins Scheinwerferlicht und muss letztlich Lösungen liefern, wenn Unternehmen mit dem Rücken zur Wand stehen. Stressen lassen sich die CFOs davon nicht.
Der CFO: Ein besonderer Typ
„Schaut man über einen längeren Zeitraum, tauchen immer wieder disruptive Ereignisse auf“, gibt sich Klemens Eiter, seit 2022 CFO der Porr AG, gelassen. „Vor zehn Jahren gab es auch schon eine Wirtschaftskrise“, sagt er. Ein überbordendes Feld an Regularien würde heute zwar Kopfschmerzen bereiten, Fortschritt und Wandel würden ihm aber grundsätzlich Spaß bereiten. „Die Zeit bringt unterschiedliche Herausforderungen. Man muss sie nehmen, wie sie kommen und nicht jammern. Dafür werden Manager auch bezahlt.“
Konkret sind das 150.000 Euro Jahresbruttogage und mehr, die Firmen bereit sind, ihren CFOs zahlen, berichtet Christian Nieswandt. Er ist Geschäftsführer von Treuenfels Executives, ein Personalberater, der seit 25 Jahren Finanzprofis im DACH-Raum vermittelt. Und daher genau weiß, welche Persönlichkeitsprofile die wirklich guten Finanzer mitbringen.
„Vom Typus her sind das sehr ausgeschlafene, gut ausgebildete Leute. Sie sind smart, systemisch und systematisch veranlagt, können sich schnell in Dinge einarbeiten“, erklärt Nieswandt. Außerdem wäre Unternehmergeist gefragt. „Sie müssen selber Ideen entwickeln, die richtigen Fragen stellen.“ Manche Firmen würden sogar wollen, dass der CFO eine Beteiligung zeichnet. „Das ist ein Instrument, um die Leute zu binden. Und um zu testen: Traust du dir selbst zu, das Unternehmen nach vorne zu bringen?“
Wer „nur“ Zahlenmensch ist und all das nicht mitbringt, wird schnell ausgetauscht, so Nieswandt. Denn eine Affinität …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft