
WIFO-Studie zeigt, dass sich EU schon gegen protektionistische Maßnahmen gewappnet hat. Nervosität an den Börsen.
Schon seit mehr als 20 Jahren – konkret seit 2002 – exportiert Österreich mehr Waren in die USA als umgekehrt. Rund 1.000 heimische Unternehmen halten Wirtschaftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten. Zu den wichtigsten zählen BMW Steyr, Glock und voestalpine.
Für den Linzer Stahlkonzern wären Strafzölle kein großes Problem. Etwas mehr als die Hälfte der eigenen Produktion in den USA ist laut Vorstandschef Herbert Eibensteiner lokale Wertschöpfung. „Es geht auch keine Schiene aus Donawitz in die USA. Wir liefern Produkte in die USA, die es dort nicht gibt. Wenn die wer haben will, muss er den Zoll zahlen.“
Seitens BMW Steyr heißt es zum KURIER: „Die BMW Group und auch das BMW Group Werk Steyr betrachten die Entwicklung sehr genau.“ Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien jedoch noch keine konkreten Maßnahmen der US-Regierung bekannt. Es komme dann auf die Ausgestaltung an.
Wie BMW oder voestalpine verfügen rund 350 heimische Unternehmen über eine eigene Produktion in den USA. Das verschafft trotz höherer Importzölle naturgemäß eine gewisse Unabhängigkeit.
Seitens der Wirtschaftskammer Österreich heißt es generell dazu, dass neue und zusätzliche Handelsbarrieren kleine exportorientierte Volkswirtschaften wie Österreich besonders stark treffen würden. „Das konkrete Ausmaß lässt sich aber erst beziffern, wenn die konkreten Maßnahmen auf dem Tisch liegen.“
Nur sehr moderater Rückgang
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel haben im Herbst mehrere mögliche Szenarien erstellt, welche Folgen die Einführung von Strafzöllen gegenüber der EU für die einzelnen Mitgliedsländer haben könnte. Demnach ist selbst im Fall der härtesten Gangart seitens der USA „nur mit einem sehr moderaten Rückgang bei den Exporten“ zu rechnen.
Konkret wären es kurzfristig in Österreich rund 1,5 Prozent, langfristig ein wenig mehr. Den mit Abstand größten Einbruch bei den Exporten würden aufgrund der Vergeltungsmaßnahmen ausgerechnet die USA selbst erleiden.
Besser abgeschirmt als andere Regionen
Dasselbe gilt für das Bruttoinlandsprodukt. Strafzölle hätten für Österreich einen negativen Effekt von nur rund 0,1 bis 0,2 Prozent, in den USA hingegen von bis zu minus 1,2 Prozent. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die EU möglicherweise besser gegen protektionistische Maßnahmen der USA abgeschirmt ist als andere Regionen“, heißt es in dem Bericht.
Größere Verwerfungen könnte es allerdings bei einem durch US-Präsident Trump initiierten Ende der Welthandelsorganisation (WTO) geben. „Die Auswirkungen auf das reale BIP sind deutlich größer als einseitige protektionistische Maßnahmen der USA, bis zu zwei- bis viermal so hoch“, sagt Julian Hinz, Co-Autor der Studie.
Finanzmärkte
Die Ängste vor den Folgen der Trumpschen Politik beherrschen auch die internationalen Börsen. Die Indizes gaben rund 1,5 bis 2 Prozent nach, detto in den USA. Autowerte zählten zu den größten Verlierern. Mit Kryptos ging es stark nach unten. Ein Bitcoin wurde um rund 94.000 Dollar gehandelt, am Freitag waren es noch 105.000. Etherum verlor zwischenzeitlich sogar 27 Prozent. Die Ölpreise stiegen hingegen, da höhere Zölle (gegenüber Kanada) auch Ölprodukte betreffen.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft