Die Zulieferindustrie in Österreich kämpft mit Konkurrenz aus Asien. Sparmaßnahmen bei VW verschärfen die missliche Lage.
Der Volkswagen-Konzern ist in der Krise. Am Montag teilte der deutsche Hersteller mit, dass der Sparstift bei der Kernmarke VW in immer größerem Ausmaß angesetzt werden müsse. Es sei nun auch nicht mehr ausgeschlossen, dass Werke geschlossen und Teile der Belegschaft mit 100.000 Mitarbeitern in Deutschland gekündigt werden. Das Management betont, dass alle deutschen Standorte in den Fokus geraten. Welche Werke konkret von der Schließung bedroht sind, verrät VW aber noch nicht.
Dünner werdende Luft
Die Krise bei VW hat grenzüberschreitende Auswirkungen. Viele Komponenten von Autos, Lastwägen und anderen Kraftfahrzeugen von VW und anderen europäischen Herstellern stammen aus Österreich. Die Automotive Zulieferindustrie ist eine der stärksten Industriebranchen des Landes.
In den vergangenen Jahren war sie immer stärkerem internationalen Wettbewerb ausgesetzt, vor allem durch Konkurrenz aus China und anderen asiatischen Ländern. Eine neue Studie von Strategy& (Teil der Unternehmensberatung PwC) warnt davor, dass die Luft für europäische und österreichische Automobilzulieferer dünner wird.
Nicht mehr die gleiche Geschwindigkeit wie früher
Der Hauptgrund dafür liege in einer „zu zaghaften Anpassung an die Elektromobilität“. Bei Themen wie Batterietechnologien sei die europäische Autoindustrie von China überholt worden, sagt Studienautor Henning Rennert zum KURIER. Die Konkurrenz aus Asien verfolge langfristige Ziele, in Europa hingegen merke man: „Die europäischen Automobilzulieferer haben nicht mehr die gleiche Innovationsgeschwindigkeit wie früher.“
Durch Einführung innovativer Komponenten in hochpreisigen Fahrzeugen und eine darauf folgende Ausbreitung im Massenmarkt habe es lange Zeit eine europäische Technologieführerschaft gegeben. Beispiele dafür seien sparsame Dieselmotoren oder Doppelkupplungsgetriebe. Aber das ist lange her. „Aus diesem Modus sind unsere Automobilzulieferer herausgekommen und findet nicht wieder rein. Aktuelle Beispiele dafür sind die Digitalisierung oder auch die elektrische Antreibstechnik“, sagt Rennert.
Masse und Mut gefragt
Um im Wettbewerb bestehen zu können, seien drei Dinge besonders wichtig: Man müsse es schaffen, Innovationen schneller auf den Markt zu bringen. Man müsse darauf achten, die Produktion rasch skalieren und damit einen Massenmarkt bedienen zu können. Und es sei wichtig, neue Kapitalquellen zu erschließen. Die Zulieferindustrie müsse risikoaffin und mutig dabei sein, auf neue Technologien zu setzen. Unterstützung dabei sollten Zulieferer durch stärkere Zusammenarbeit von Fahrzeugherstellern erhalten. Deren Gewinnmargen seien momentan im Schnitt höher als jene der Zulieferer. Letztere hätten dadurch eine „dünne Kapitaldecke“.
Wenn Kunden wie VW schwächeln, sei dies gerade für österreichische Zulieferer eine enorme Belastung, sagt Clemens Zinkl, Geschäftsführer der Branchenvertretung ARGE Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer. Heimische Firmen stünden in der Zulieferkette oft ganz oben. „Sie stellen keine kleinen Komponenten her, sondern liefern direkt an Fahrzeughersteller.“
Kosten reduzieren
„Das Problem, vor dem wir stehen, ist, dass das keine kurzzeitige Krise ist, sondern strukturelle Probleme aufzeigt“, sagt Zinkl. Bereits Anfang des Jahres zeigte die Branchenvertretung auf, dass der Standort Österreich Schwächen habe. Die gesamte Mobilitätsbranche verändere sich durch Digitalisierung, Automatisierung, Individualisierung und Dekarbonisierung.
Um die Zulieferindustrie in Österreich wettbewerbsfähig zu halten, sei auch mehr politische Unterstützung notwendig. „Es braucht eine Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes, einen europäischen Plan, wie man die Wertschöpfung in der Fahrzeugherstellung beibehalten kann.“ Eine Entlastung sei etwa bei den Lohnnebenkosten notwendig. Außerdem gelte es, …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft