Wie viele Österreicher mit Schulden kämpfen und wie hoch diese sind

Wirtschaft

Miete, Lebensmittel und Energie zu bezahlen, wird für viele Menschen in Österreich zunehmend zum Problem. Die Schuldenberatungen verzeichneten 2024 den stärksten Anstieg bei Erstberatungen seit 15 Jahren. Die Zahl stieg um fast sieben Prozent. 

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 61.599 Personen von den Schuldenberatungen unterstützt. Die Zahl stieg im Jahresvergleich zum fast zwei Prozent. 

„Immer mehr Menschen kämpfen mit den Ausgaben des täglichen Lebens“, sagte Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer des Dachverbandes ASB Schuldenberatungen. Er warnte am Montag bei der Präsentation des Schuldenreports vor dem Auslaufen der Enschuldungsmöglichkeit nach drei Jahren bei Privatkonkursen im kommenden Jahr. 

Eine entsprechende Regelung ist bis Juli 2026 befristet. Privatpersonen würden dann mit einer Entschuldungsdauer von 5 Jahren deutlich schlechter gestellt sein als ehemalige Unternehmer, für die die 3-jährige Entschuldungsdauer weiter gelte. Mitterlehner fordert von der Bundesregierung auch für Privatpersonen eine entsprechende dauerhafte Lösung. 

Die Anzahl der Privatinsolvenzen ist im vergangenen Jahr zwar leicht auf 8.835 von 8.858 im Jahr davor zurückgegangen. Mitterlehner vermutet aber einen Rückstau. 

Arbeitslosigkeit häufigster Grund für Überschuldung

Häufigster Grund für Überschuldung war auch im vergangenen Jahr 

mit fast 37 Prozent die Arbeitslosigkeit, 
gefolgt vom Umgang mit Geld (21,5 Prozent) 
und ehemalige Selbstständigkeit mit 18,4 Prozent. 

Die Durchschnittsverschuldung der Personen, die bei der Schuldenberatung vorstellig wurden, lag im vergangenen Jahr bei knapp 55.100 Euro. Bei ehemaligen Selbstständigen war sie mit 97.535 Euro deutlich höher. 

Auch Bankenabgabe gefordert 

Mitterlehner wünscht sich auch eine Beteiligung der Banken zur Finanzierung der Schuldenberatungen, um das kostenlose Angebot dauerhaft abzusichern. Er schlägt vor, 0,1 Prozent neu vergebener Kreditsummen in Form einer Bankenabgabe dafür zu verwenden. Schließlich seien die Banken auch maßgeblich an der Entstehung problematischer Schulden beteiligt: „Es bringt die Verantwortung dorthin, wo sie sein sollte.“ Dass sich Kredite dadurch verteuern würden, glaubt er nicht. Es handle sich um lediglich einen Euro pro 1.000 Euro Kredit.

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Derzeit kommen 88 Prozent der rund 23 Mio. Euro, mit denen die staatlich anerkannten Schuldenberatungen finanziert wurden, von den Ländern 7 Prozent steuerte das AMS bei, knapp 5 Prozent kamen aus anderen öffentlichen Fördermitteln. 2024 stellte das Sozialministerium darüber hinaus eine Sonderfinanzierung von 300.000 Euro zur Verfügung.

Kostenexplosion

Auch eine Deckelung von Zinsen und Kosten forderte der Schuldenberater. Inkassogebühren und Gerichtskosten würden nicht selten zu einer Explosion an Forderungen führen. Im Schnitt würden sich Schulden nach drei Jahren verdreifachen, rechnete Mitterlehner vor. Er forderte eine Deckelung der Zinsen und Kosten auf maximal die doppelte Summe ab Fälligstellung.

Im Regierungsprogramm nicht vorgesehen

Im Regierungsprogramm ist weder eine Bankenabgabe zur Finanzierung der Schuldenberatungen noch eine dauerhafte 3-jährige Entschuldungsmöglichkeit bei Privatkonkursen vorgesehen. Beide seien verhandelt worden, hätten es aber nicht in das Abkommen geschafft, sagte die Staatssekretärin im Sozialministerium Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). 

Sie verwies auf geplante Aktionen für ältere Arbeitslose und Weiterbildungsinitiativen. Denn auch weniger qualifizierte Menschen seien öfter von Schulden betroffen. Königsberger-Ludwig kündigte auch eine für 2026 geplante neue Finanzbildungsstrategie der Regierung an.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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