Wirtschaftsforscher: „Grundlagenforschung ist ein effektives Konjunkturprogramm“

Wirtschaft

Ausgaben rechnen sich laut einer Studie bereits kurzfristig. Experten warnen vor Sparmaßnahmen.

Das Innsbrucker Start-up ParityQC ist mit seinen Bauplänen für Quantencomputer international erfolgreich. Das 2020 vom Physiker Wolfgang Lechner und der Wirtschaftswissenschafterin Magdalena Hauser gegründete Spin-off der Universität Innsbruck hat weltweit Kunden und entwirft etwa für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Quantencomputer. Seit dem vergangenen Jahr ist das 60 Mitarbeiter zählende Unternehmen profitabel. 

Basis für den Erfolg bildet die Grundlagenforschung. Also Forschung, die neues Wissen gewinnen will und nicht unmittelbar auf die praktische Anwendung ausgelegt ist. Eine Studie von Wifo, IHS und Joanneum Research im Auftrag des Wissenschaftsfonds FWF hat die wirtschaftlichen Effekte der Grundlagenforschung untersucht und kommt zu einem überraschenden Ergebnis. 

Denn anders als vielfach angenommen, rechnet sie sich nicht erst nach Jahrzehnten, sondern bereits viel kurzfristiger, wie Studienkoordinator und Wifo-Ökonom Jürgen Janger am Mittwoch bei der Präsentation der Studie ausführte. Etwa durch Steuer- und Sozialabgaben der Forschenden. Dazu kommen Umsätze von Start-ups und Produkten, die aus den Forschungsergebnissen hervorgehen. Ein Euro an Fördermittel bringe 1,1 Euro an Staatseinnahmen und zwei Euro an Wertschöpfung, sagte Janger.

Daneben gebe es Produktivitätssteigerungen aus Innovationen sowie gesellschaftliche Effekte, etwa Verbesserungen im Gesundheits- und Umweltbereich. In Österreich habe die Grundlagenforschung auch stark zur Weiterentwicklung traditioneller Industrien beigetragen.  

Investitionen in Grundlagenforschung seien ein effektives Konjunkturprogramm, weil kurzfristige Effekte mit längerfristigen kombiniert werden, so der Wifo-Ökonom. Der Multiplikatoreffekt der Grundlagenforschung sei vor allem durch langfristige Struktureffekte riesig, sagt IHS-Direktor Holger Bonin.

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Neue Industrien

Das Beispiel der Quantentechnologie zeige, wie aus der Grundlagenforschung auch ganz neue Industrien entstehen können, sagte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Rund 700 Quantenforscher sind heute in Österreich tätig.  Neben ParityQC gibt es auch eine Reihe weiterer Spin-offs von Forschungseinrichtungen, etwa das Alpin Quantum Technologies, das Quantencomputer baut, oder QTLabs, das im Bereich der Quantenverschlüsselung tätig ist. 

Die Quantenphysik sei ein „Leuchtturm“ in Österreich, sagte ParityQC-Gründer Lechner. Allerdings sind aus der Branche Warnungen zu hören, dass der Vorsprung durch die Forschung verloren gehen könnte, da anderswo viel mehr Geld in die Technologie gesteckt werde. 

Die Gefahr sieht auch Felbermayr. Europa verliere jedes Jahr erfolgreiche Start-ups an andere Länder, in denen mehr Risikokapital zur Verfügung stehe. Man sei auch nicht gut genug, wenn es darum gehe, Grundlagenforschung in Jobs und Steuereinnahmen zu übersetzen.

Warnung vor Sparmaßnahmen

Vor Sparmaßnahmen bei der  Grundlagenforschung durch die künftige Regierung warnt der WIFO-Chef: Sie sei einer der wenigen echten Hebel in Richtung Wirtschaftswachstum, so Felbermayr: „Woher soll in einem Land mit höchsten Löhnen und Abgabenquoten das Wachstum herkommen?“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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