Zu viel des Guten: EU kämpft gegen Weinkrise – auch in Österreich

Wirtschaft

In Brüssel hat man begonnen, sich auf höchster Ebene mit den Problemen des Weinbaus zu beschäftigen – und die kommen nicht nur vom Klimawandel

Verliert der Grüne Veltliner seine Spritzigkeit – und kann man in der französischen Champagne noch Champagner herstellen? Wenn sich Weinexperten zuletzt mit den Krisen ihrer Branche befasst haben, ging es meistens um den Klimawandel um seine Folgen. Doch der ist nicht das einzige Problem beim Wein, das man derzeit in Brüssel zu bewältigen hat – und auf zwar auf höchster Ebene in der EU-Kommission. Dort ging es vor allem um ein sogar für Experten überraschend akutes Problem: Überproduktion und schwindende Absätze.

Vor ein paar Tagen sind die Vertreter der Weinbranche und die zuständigen Spitzenbeamten aus EU-Mitgliedsländen, in denen Wein angebaut wird, zum ersten einer Reihe von sogenannten „High-Level-Meetings“ zusammengekommen. Auch Österreich war natürlich hochrangig vertreten.

Was tun mit Überschuss?

Bis Weihnachten will man einen Plan mit Maßnahmen gegen die Krise ausgearbeitet haben. Das heißt im konkreten Fall, wie bringt man den Überschuss an Wein aus dem Markt, ohne diesen dabei zu ruinieren? Denn während in Europa die neue Ernte gerade in den Fässern gelandet ist, oder geerntet wird, sind viele Weinlager noch voll mit Überschuss aus dem Vorjahr.

Der betrifft seit ein paar Jahren vor allem den Rotwein. Eigentlich, so meinen Experten, habe man schon vor längerer Zeit mit einem Einbruch gerechnet. Zuerst die Pandemie, dann die Inflation, doch das alles wirkte sich erstaunlich wenig aus. Dafür aber ist der Markt jetzt deutlich eingebrochen – um rund zehn Prozent. Die Gründe sind vielfältig, vom größeren Gesundheitsbewusstsein bis zum geringeren Interesse Jüngerer an Wein. Die greifen zu Bier, oder Mixgetränken.

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Das Problem betrifft vorrangig die großen Anbauländer, wie etwa Spanien, oder Portugal, aber auch in Österreich merken die auf Rotwein spezialisierten Regionen, etwa im Burgenland, den Rückgang deutlich.

Maßnahmen müssen rasch gesetzt werden, und zwar kurz-, aber auch langfristig, darüber waren sich die Experten in Brüssel weitgehend einig.

Biosprit statt Cuvee

Am schnellsten funktioniert da die sogenannte „Krisendestillation“. Wein wird in großen Mengen zu Industriealkohol destilliert, und der kann dann etwa in Biostreibstoff beigemischt werden. Millionen Liter Wein könnten so kurzfristig in ganz Europa verschwinden.

Damit kann man schnell einmal die Lager leeren, doch spätestens im nächsten Frühjahr muss man anders an das Problem herangehen. Ein ebenfalls schnelle Lösung wäre dann der „Grünschnitt“. Man schneidet also die Trauben unreif ab und kompostiert das Material.

Doch früher oder später, kommt man um eine Verringerung der Anbauflächen nicht herum. Tatsächlich also Weingärten roden. Das ist eine Maßnahme, vor der auch die Branchenvertreter zurückschrecken. Schließlich lässt sich so ein Schritt, wenn überhaupt, nur sehr langfristig wieder rückgängig machen – und Weingärten sind schließlich auch Kulturlandschaften. Also plant man vorerst vor allem Stilllegungen von Weingärten für einige Jahre.

Etwas Erleichterung bringt – so verrückt das klingt – die mengenmäßig miserable heurige Weinernte. Hitze und Dürre haben in vielen Regionen der Weinbranche ein Problem abgenommen. Doch das kann – gerade in Zeiten des Klimawandels – schon im nächsten Jahr ganz anders sein.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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