Zurück zu den Wurzeln: Wie Holzschindeln die moderne Architektur erobern

Wirtschaft

Dächer und Fassaden aus Holzschindeln sind besondere Blickfänge in der Landschaft. Nun wird das langlebige Deckungsmaterial auch von der modernen Architektur entdeckt.

Das richtige Holz auswählen, es mit Fingerspitzengefühl spalten und jede Schindel im passenden Winkel zuschneiden: Das Know-how der Schindelmacher ist ebenso uralt wie präzise und zeitlos. Im Dezember des Vorjahres wurde die Holzschindelerzeugung als traditionelles Handwerk der Bergbauern und Waldarbeiter in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Eine handwerkliche Kunstfertigkeit, die dank der Gaben des Waldes, der Bergbauern- und Holzfällerfamilien des Alpenraums sowie der mündlichen Überlieferung von Generation zu Generation seit bereits 3.000 Jahren ausgeübt wird.

Beyer/beigestellt

Schloss Niederweiden im Marchfeld

Altes Handwerk

Die Arbeit der Schindelmacher, die somit bis zu den Kelten zurückreicht, hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert und lebt auch heute noch vom tradierten, lokalen Erfahrungswissen. Doch die Kunst liegt nicht nur im ausgeübten Handwerk, sondern auch in der richtigen Auswahl des Baumstamms, der Holzart, und der Bestimmung des idealen Fällzeitpunktes. „Während vor 30 Jahren die Holzschindelerzeugung und -anwendung bei Dächern und Fassaden beinahe in Vergessenheit geraten ist, entdecken nun wieder mehr und mehr Architekten, Baumeister und Bauherren die Faszination dieses natürlichen, handwerklich erzeugten Baustoffs“, erzählt Siegfried Ellmauer, ein Meister auf dem Gebiet der Holzschindelherstellung. Er ist nur mehr einer von wenigen in Österreich: „Von gewerblichen Schindelmachern (mind. 300 m² Dachschindeln im Jahr) gibt es im Land schätzungsweise ein Dutzend, hinzu kommen ca. zehnmal soviele bäuerliche und forstliche Erzeuger, die das Urprodukt in Heimarbeit überwiegend für den Eigenbedarf erzeugen.“ 

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Privat

Ein guter Schindelmacher schafft in Handarbeit und vielen Arbeitsschritten pro Tag ca. 3 m² Fläche bei dreilagiger Deckung

Beeindruckende Beispiele

Große Holzschindel-Handelsfirmen, wie Beyer in OÖ oder Astner in Tirol, zeigen, wie zeitgemäß und beeindruckend der Einsatz in neuer Architektur sein kann – bei Bergstationen, Restaurants und Chalets bis hin zu ganzen Gebäudekomplexen), aber auch, wie wertvoll Holzschindeln für traditionelle Bauweisen und Renovierungsprojekte (Almhütten, Kirchen, Bauernhöfe, Schlösser) sind.

In waldreichen Gegenden mit langer Holzbautradition finden sich die meisten sehenswerten Holzschindel-Projekte, so insbesondere im Salzkammergut, in Pyhrn-Priel, Lungau, Pinzgau, im Bregenzerwald, Appenzeller-Berchtesgadener Land und Allgäu sowie in Ost- und Süd-Tirol.

(c) simon.bauer@ufg.ac.at/Simon Bauer/St. Gilgen International School

Tradition trifft Moderne im Holzschindel-Look: International School in St. Gilgen

Landschaftsangepasstes Bauen

Siegfried Ellmauer selbst war gerade mal 15 Jahre jung, als er vor 40 Jahren in Traunkirchen von seinem Nachbarn Rupert Moser, einem Holzfäller und „Rottmeister“, in dessen Werkstätte in das uralte Waldwissen des Holzschindelkliebens (Spaltens) eingeführt wurde. Später, als studierter Forstwirt und Alminspektor in Oberösterreich, konnte sich Ellmauer mit seinem Wissen bei Neubauprojekten für Almhütten, Weideställe und Forsthütten in Theorie und Praxis einbringen. „Holzschindeldächer leisten einen hohen ökologischen Beitrag zum landschaftsangepassten Bauen mit dem universellen und nachhaltigen Baustoff Holz“, sagt der 55-Jährige. 

Beyer

Wirtshaus Lohninger in Fornach

Mathias Astner vom gleichnamigen Unternehmen in Tirol bestätigt, wie vielfältig und umweltfreundlich einsetzbar die Holzschindel heute noch sind: „Sie verbinden Funktion und Ästhetik gleichermaßen und sind ein über Jahrzehnte ausdauernder und beständiger Wetterschutz fürs Dach oder als Fassadenverkleidung – immer regendicht und atmungsaktiv.“ Und in der Tat: Holzschindeln sind ein höchst umweltfreundliches Deckungsmaterial mit geringem ökologischen Fußabdruck. „Sie sind ein langlebiges, pflegeleichtes und reparaturfreundliches Naturprodukt für Dächer und …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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